1. Trinkwasserhygiene – Vorgaben und Trinkwasserverordnung
Trinkwasserhygiene ist ein weltweit wichtiges Thema. 2010 hat die Generalversammlung der UN den Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen als Menschenrecht anerkannt. Jeder Mensch hat ein Recht auf ausreichende, andauernde, sichere, leicht zugängliche und bezahlbare Wasserversorgung. Das gilt für den persönlichen und häuslichen Gebrauch.
Die Trinkwasserhygiene und -qualität in Deutschland ist sehr gut. Das Umweltbundesamt veröffentlicht alle drei Jahre einen Trinkwasserbericht. Dieser steht kostenlos auf der Internetseite des Umweltbundesamts zum Download bereit.
Beim Thema Trinkwasser sind einige gesetzliche Regelungen zu beachten.
Unternehmen für Wasserversorgung sorgen für eine hohe Trinkwasserqualität bis zum Haus. Für die Instandhaltung eines sicheren Versorgungssystems innerhalb des Gebäudes ist der Gebäudeeigentümer verantwortlich.
Die deutsche Trinkwasserverordnung regelt die Trinkwasserhygiene.
Folgende Werte sind festgelegt:
- Für Pflanzenschutzmittel gilt das Nullprinzip. Die Vorgabe ist also, dass die vorhandene Menge so gering ist, dass sie nicht nachweisbar ist.
- Bakterienwachstum weist auf Mängel wie zum Beispiel Undichtigkeit hin.
- E-coli Bakterien sind dem Körper bekannt, denn sie kommen natürlich im Darm vor. Allerdings sind sie krankheitserregend, wenn sie über den Mund aufgenommen werden. Außerdem weisen sie auf andere Krankheitserreger hin.
Das Gesundheitsamt prüft öffentliche Wassersysteme auf die Trinkwasserhygiene in regelmäßigen Abständen. Öffentliche Dienstleister und gewerbliche Vermieter sind verpflichtet, Verstöße zu melden. Sowohl der Verstoß gegen die Trinkwasserverordnung als auch das Nichteinhalten der Meldepflicht sind strafbar.
Das Gesundheitsamt prüft auch die Trinkwasserhygiene in Privatgebäuden, sofern ein Verdacht auf Mängel besteht.
2. Beeinträchtigung der Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung
Ursachen für die Beeinträchtigungen der Trinkwasserhygiene
Eine schlechte Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung entstehen häufig, wenn das Wassersystem umstrukturiert wird.
Als Totstränge werden Rohrabschnitte bezeichnet, in denen das Wasser zum Stehen kommt. Dies geschieht, wenn die Hähne nur selten geöffnet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Rohr durch einen Baufehler entstanden ist.
In Totsträngen steht das Wasser. Das wird als Stagnation bezeichnet. Kommt zum stagnierenden Wasser noch eine Temperatur von über 10°C hinzu, bilden sich oft Legionellen.
Hygienemaßnahmen für die Trinkwasserhygiene
Zu den Maßnahmen für eine gute Trinkwasserhygiene gehören die 30-Sekunden-Regel und die 3-Liter-Regel.
Die 30-Sekunden-Regel besagt, dass bei Warmwasser 30 Sekunden nach dem Öffnen des Hahns eine Temperatur von mindestens 55°C erreicht ist. Bei Kaltwasser darf eine Temperatur von 25°C nicht überschritten wird. So hemmen Sie die Bildung von Bakterien und sorgen für eine gute Trinkwasserhygiene.
Um das Trinkwasser rein zu halten, muss auch die Leitung regelmäßig gereinigt werden.
Die 3-Liter-Regel dient zur Gliederung von Warmwassersystemen in Groß- und Kleinanlagen.
Kleinanlagen kommen üblicherweise in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz. Eine Kleinanlage besitzt einen Erwärmer mit einem Volumen von unter 400 Litern. Außerdem ist der Inhalt eines jeden Rohres zwischen Trinkwassererwärmer und Hahn kleiner als 3 Liter.
Demnach sind Systeme, die mit einem Wasserspeicher von über 400 Litern ausgestattet sind Großanlagen. Großanlagen werden für die Wasserversorgung in Hotels, Wohnanlagen und Schwimmbädern errichtet. Handelt es sich bei dem betreffenden Wassersystem um eine Großanlage, ist der Einbau eines Zirkulationssystems Vorschrift.
Chemische, physikalische und bakterielle Beeinträchtigungen der Trinkwasserhygiene
Eine Beeinträchtigung der Trinkwasserhygiene wird durch chemische, physikalische und bakterielle Einwirkungen verunreinigt.
Chemische Verunreinigungen entstehen, wenn Stoffe aus dem Material der Rohre in das Wasser übergehen.
Physikalische Beeinträchtigungen zeigen sich durch unangenehmen Geruch und Verfärbung des Wassers sowie die Ablagerung von Kalk.
Auch wenn alle Vorschriften eingehalten werden, ist Trinkwasser grundsätzlich nicht steril. Das ist aus gesundheitlichen Gründen auch nicht erforderlich.
Unangenehmer Geruch und Verfärbungen deuten manchmal auf Krankheitserreger hin.
Mikrobiologische Verunreinigungen werden in vier Gruppen eingeteilt.
- 1. Gruppe: Natürliches Vorkommen ungefährlicher Bestandteile. Für die Trinkwasserhygiene irrelevant.
- 2. Gruppe: Vorkommen koloniebildender Einheiten und Einzeller. Für die Trinkwasserhygiene relevant.
- 3. Gruppe: Hohes Vorkommen koloniebildender Einheiten, Geruchsbildung, unangenehmer Geschmack, Verfärbung. Für die Trinkwasserhygiene hochrelevant.
- 4. Gruppe: Vorkommen von Krankheitserregern wie Legionellen oder e-coli. Für die Trinkwasserhygiene hochrelevant.
3. Geeignete Materialien für eine gute Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung
Geeignete Materialien für eine gute Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung bestehen aus Kupfer, Kunststoff, Edelstahl und feuerverzinkter Stahl.
Blei wurde früher für Rohre verwendet. Das ist aber mittlerweile aufgrund der giftigen Eigenschaften von Blei verboten. In den alten Bundesländern wurden Bleirohre bis in die 1960er Jahre verwendet, in den neuen Bundesländern bis in die 1970er Jahre. Als ungesund gilt ein Wert von < 0,01 mg/l.
Kupfer
- Kupfer gilt bei einem Wert von über 2 mg/l als ungesund. Allerdings bildet sich auf den Innenseiten der Rohre schnell eine Schicht aus Kupfercarbonat.
- Das verhindert die Abgabe von Kupfer in das Wasser.
- Bei saurem Wasser, das einen pH-Wert von unter 7 besitzt, wird die Bildung von Kupfercarbonat verhindert. So kann Kupfer in das Trinkwasser übergehen und die Trinkwasserhygiene beeinträchtigen.
- Mit verzinkten Kupferrohren gehen Sie auf Nummer sicher.
Edelstahl
- Edelstahl ist teuer.
- Deswegen kommen Rohre aus Edelstahl nur dort zum Einsatz, wo ein möglichst keimfreies Wasser wichtig ist.
- Daher wird in Krankenhäusern und Laboren Edelstahl für eine optimale Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung genutzt.
Kunststoff
- Rohre aus Kunststoff sind beliebt, denn sie sind günstig und durch ihre glatte Oberfläche eine gute Trinkwasserhygiene.
- Allerdings ist beim Einbau zu beachten, dass sich Kunststoff bei Erwärmung ausdehnt und die Wasserversorgung gefährdet.
- Deswegen ist beim Verlegen etwas Spielraum für die Ausdehnung einzurechnen und die Dichtungen anzupassen.
- Außerdem können Rohre aus Kunststoff einen unangenehmen Geschmack im Wasser hinterlassen.
Feuerverzinkter Stahl
- Diese Rohre werden nicht für Warmwasserleitungen eingesetzt. Denn sie korrodieren dann schnell.
- Da feuerverzinkter Stahl eine raue Oberfläche hat, lagert sich schnell Kalk an.
- Außerdem entsteht schnell ein Biofilm.
- Die Zinkschicht schützt den Stahl vor Rost. Wenn der Rost den Zink zerfressen hat, greift er allerdings den Stahl an.
- Oft enthält feuerverzinkter Stahl produktionsbedingt giftiges Blei in kleinen Mengen. Dies ist schlecht für die Trinkwasserhygiene.
- Außerdem ist die Kombination mit Kupfer gefährlich. Denn bei der Reaktion dieser beiden Stoffe entsteht giftiges Cadmium.
4. Voraussetzungen für eine gute Trinkwasserhygiene
Beim Anlegen eines Rohrsystems halten Sie sich immer an das technische Regelwerk des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Es regelt Details zu Temperatur und Durchströmung. Dadurch erfahren Sie, was für eine optimale Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung notwendig ist. Das Dokument finden Sie auf der Internetseite der DVGW.
Die Voraussetzungen für eine gute Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung sind folgende:
- Rohre in der richtigen Größe sorgen für eine möglichst hohe Fließgeschwindigkeit innerhalb der Leitungen. Das verringert die Ablagerung von Schwebteilchen und ist hygienischer. Somit ist für eine gute Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung gesorgt.
- Alle Leitungen werden regelmäßig von Wasser durchflossen.
- Eine Temperatur zwischen 30°C und 50°C begünstigt das Wachstum von Bakterien. Deswegen ist das Wasser am besten immer kühler oder heißer.
- Werden die Rohre falsch verlegt, kann es zu Totsträngen kommen. Das sind Rohrabschnitte, in denen das Wasser steht. Diese sogenannte Stagnation ist unbedingt zu vermeiden, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten.
- Außerdem bietet stehendes Wasser perfekte Voraussetzungen für die Vermehrung von Bakterien. Dadurch wird die Trinkwasserhygiene beeinträchtigt.
- Die Möglichkeit, die Rohre bei längerer Abwesenheit abzusperren.
- Ein kompletter Wasseraustausch innerhalb von 72 Stunden.
- Kurze Kaltwasserleitungen mit einem Volumen von höchstens 3 Litern bis zum Hahn.
- Die Möglichkeit, die Rohre völlig zu entleeren.
Der hydrauchlische Abgleich für eine bessere Wasservesorgung
Wasser nimmt immer den Weg des geringsten Widerstandes. Deswegen fließt es bevorzugt zu nahe am Verteiler befindlichen Entnahmestellen.
Dadurch werden weiter vom Verteiler entfernte Rohre – zum Beispiel in oberen Stockwerken – unterversorgt. Das kann zur Bildung von Biofilmen oder Legionellen in den Leitungen führen.
Ein guter hydraulischer Abgleich erhöht mithilfe von Ventilen den Widerstand in den bevorzugten Rohren. Dadurch wird eine gute Wasserversorgung durch alle Leitungen gewährleistet.
5. Leitungssysteme für eine gute Trinkwasserhygiene und optimale Wasserversorgung
Bei der Anlage ihres Trinkwassersystems haben Sie die Wahl aus verschiedenen Leitungssystemen für Ihre Wasserversorgung. Hier erhalten Sie eine Übersicht über die wichtigsten Leitungssysteme für eine ausreichende Wasserversorgung.
Einzelanschluss
- Für Entnahmestellen, die sich nahe am Verteiler befinden.
- Für Einzelanschlüsse ist zwar etwas mehr Material nötig, aber sie sind einfach zu installieren.
- Durch kleine Rohre wird ein hoher Komfort trotz geringen Versorgungsdrucks gewährleistet.
- Separater Anschluss an jeder Entnahmestelle.
- Vorsicht! Stagnierendes Wasser.
Ringleitung
- Eine Ringleitung gewährleistet, dass das Wasser beim Öffnen eines Hahns alle Anschlüsse durchströmt.
- Beim Öffnen fließt das Wasser von beiden Seiten zu.
- Dann fließt das Wasser vom letzten Anschluss wieder zurück.
- So wird stehendes Wasser vermieden.
- An den Entnahmestellen wird ein Doppelanschluss angebracht.
Reihenleitung
- Rohrleitungen werden in einer Reihe von der einen zur nächsten Entnahmestelle geführt.
- Das Wasser passiert jeden Anschluss bis zum geöffneten Hahn.
- Hierbei ist zu beachten, dass die am häufigsten benutzte Entnahmestelle (z.B. das WC) an letzter Stelle zu angebracht wird.
- So werden alle Entnahmestellen regelmäßig gespült.
- Auch hier wird ein Doppelanschluss an der Entnahmestelle angebracht.
T-Stück-Installation
- Der Einsatz dieser Stücke produziert Einzelleitungen.
- Anschlüsse mit T-Stücken sind nur für täglich genutzte Entnahmestellen geeignet.
- Geschieht das nicht, steht das Wasser in der Leitung.
Kombinierte Systeme
- Die Leitungssysteme lassen sich kombinieren.
- So installieren Sie beispielsweise eine Ringleitung in Ihrer Küche. Für Ihr Badezimmer bauen Sie dann eine Reihenleitung in Kombination mit einer Einzelleitung ein.
6. Komponenten eines guten Trinkwassersystems
Ventile
- Thermostatventile werden auf eine spezielle Temperatur eingestellt. Sie dienen dem hydraulischen Abgleich. Messen die Ventile eine Temperatur über dem festgesetzten Rahmen, öffnen sie sich. Dann lassen sie solange kaltes Wasser zirkulieren, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist. Das verbessert die Trinkwasserhygiene.
- Freistromventile lassen das Wasser in geöffnetem Zustand nahezu ungehindert passieren. Das ist geräuscharm und erhält den Druck. Bei Ventilen mit steigender Spindel ist der Zustand des Ventils von außen erkennbar.
- Strangregulierventile dienen zum Absperren einzelner Abschnitte der Wasserleitung. Sie werden außerdem zur Regelung des Volumenstroms verwendet. Das ist wichtig für den hydraulischen Abgleich. Diese Ventile sind vor allem in großen Leitungssystemen zu finden.
- Probenahmeventile ermöglichen die Entnahme von Wasserproben, an denen die Trinkwasserqualität geprüft wird.
- Rückflussverhinderer erlauben den Durchfluss nur in eine Richtung. Sie öffnen sich, wenn Druck aus der richtigen Richtung besteht. Wenn sich die Druckverhältnisse umkehren, schließen sie sich. Rückflussverhinderer schützen hoch gelegene Rohre vor der Leerung.
- Unterputzventile ermöglichen ein Absperren der Rohre bei Reparaturarbeiten.
- Zirkulationsventile sorgen für den thermischen Abgleich des Wassers. Das heißt, dass das Wasser immer gleich warm bleibt. Das thermostatische Ventil wird auf die gewünschte Temperatur eingestellt.
Zirkulationsstation
- Zirkulationssysteme werden bei Großanlagen eingesetzt. Denn diese verfügen über einen Warmwasserspeicher von über 400 Litern.
- Bei der Zirkulation durch das System wird das Wasser kühler. Eine Zirkulationsstation sorgt dafür, dass der Temperaturverlust ausgeglichen wird.
- Zu den wichtigsten Bestandteilen zählen eine Hocheffizienzpumpe, ein Rückflussverhinderer und ein Kontrollthermometer.
- Die Pumpe des Zirkulationssystems läuft durchgehend. So hält sie die Temperatur des Wassers auf 60°C.
Spülstation
- Eine Spülstation verhindert die Stagnation des Wassers.
- Sie ermöglicht eine Trinkwasserhygiene–Spülung nach langer Abwesenheit
- Die Spülstation sorgt dafür, dass alle Abschnitte des Systems regelmäßig eigenständig gespült werden.
Wasserfilter/Feinfilter
- Der Feinfilter filtert Sand, Rostpartikel und anderen Schmutz aus dem Wasser.
- So wird das gesamte System vor Korrosion und Dichtungsschäden geschützt.
7. Kosten eines Trinkwassersystems
Die Kosten, die Sie für Ihr Leitungssystem zu berechnen haben, sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen das Material, die Größe des Leitungssystems und die örtlichen Gegebenheiten.
Die Preise bewegen sich in einem Rahmen von 600 bis 5.000 €. Durchschnittlich haben Sie mit ca. 1.142 € zu rechnen.
Dabei sind beispielsweise Rohre aus Kupfer und Edelstahl teurer als Rohre aus Kunststoff. Für das Verlegen von Rohren aus Kupfer und Edelstahl über dem Putz zahlen Sie 200 bis 300 € Arbeitskosten. Rohre werden zum Beispiel in Kellern über dem Putz verlegt. Für Kunststoffrohre bewegt sich der Preis im Bereich von 200 €.
Werden Rohre unter dem Putz verlegt, müssen die Kosten für zusätzliche Fräsungen und Eingipsungen einberechnet werden.
8. Maßnahmen für eine gute Trinkwasserhygiene
Grundsätzlich können Sie lediglich in begrenztem Maß Einfluss auf die Trinkwasserhygiene und Wasserversorgung nehmen. Dafür sind nämlich Unternehmen verantwortlich, die sich auf die Wasserversorgung spezialisiert haben. Dennoch existieren Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um eine gute Trinkwasserhygiene zu gewährleisten:
- Lassen Sie stehendes Wasser abfließen, wenn Sie nach einem Urlaub wieder nach Hause kommen.
- Sperren Sie die Wasserzufuhr bei einer Abwesenheit von sechs Monaten.
- Ein Wassermanagementsystem erlaubt es Ihnen, eine Hygienespülung in Ihren Rohren durchzuführen.