1. Nassestrich – der Weg auf die Baustelle
Allgemein besteht die Mischung des Nassestrichs aus drei Komponenten:
- Beigesetztem Wasser.
- Sand mit passender Körnungsgröße als Zuschlag.
- Bindemittel wie z. B. Anhydrit-Binder oder Zement.
Wollen Sie Fließestrich verarbeiten, ist es nötig, ein Fließmittel zur Selbstnivellierung hinzuzugeben. Tiefergehende Infos dazu finden Sie unter Punkt 4.
Der Nassestrich kann in unterschiedlichen Weisen eingebracht werden:
Baustellenestrich
Dieser findet hauptsächlich auf kleinen Baustellen Verwendung. Dabei wird der Sand lose und das Bindemittel in Säcken auf die Baustelle transportiert. Nach entsprechender Mischung der Stoffe pumpt ein Fahrmischer den Nassestrich zur Einbaustelle.
Risiken stellen hier die Temperatur bzw. Feuchtigkeit bei der Lagerung der Bindemittel und Zuschläge dar. Zudem führen falsche Messungen bei dem Mischverfahren zu unregelmäßiger Beschaffenheit des Estrichs.
Werktrocken- bzw. Transportestrich
Werktrockenestrich ist Transportestrich, welcher bereits im Werk gemischt wurde. Diesem muss auf der Baustelle nur Wasser hinzugegeben werden. Die Lieferung des Nassestrichs erfolgt je nach Baustellengröße in Säcken, Silos oder Containern.
2. Verlege- und Konstruktionsarten von Nassestrich
Beim Verlegen von Nassestrich kommt es ganz darauf an, wo sich die Einbaustelle befindet. Je nach Ort werden unterschiedliche Konstruktionsarten empfohlen, um ein optimales Ergebnis zu erreichen:
Verbundestrich
Beim Verbundestrich liegt die Mischung direkt auf dem Rohbeton. Randdämmstreifen an den Seiten sind möglich. Diese dienen zur Vorbeugung von Rissbildungen und Feuchtigkeitsaufnahme im getrockneten Nassestrich. Jedoch wird weder eine Trenn- noch eine Dämmschicht verwendet.
Es ist wichtig, den Untergrund sorgfältig vorzubereiten, denn sonst entstehen Hohllagen. Diese führen bei der Erhärtung dazu, dass sich der Haftverbund zwischen Nassestrich und Beton löst.
Jene Verlegungsart kommt typischerweise in Garagen, Kellerräumen und in Räumen mit mechanischer Belastung zum Einsatz.
Die Verbundestrichdicke variiert zwischen einer Mindestdicke von 20 mm bis zu einer maximalen Dicke von 50 mm, abhängig von der Größe der Körnung des Zuschlags.
Estrich auf Trennschicht
Im Gegensatz zum Verbundestrich werden hier vor dem Nassestrich entweder PE-Folien, Bitumpapiere oder Rohglasvliesbahnen verlegt. Um Risse und ein ungleichmäßiges Trocknungsverhalten zu vermeiden, wird diese Trennschicht am besten zweilagig verteilt.
Auf diese Einbauweise greifen Sie zurück, wenn ähnlich wie beim Verbundestrich keine Trittschalldämmung oder Wärmeisolierung nötig ist. Die Trennschicht beugt allerdings Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen vor, weswegen die Verlegung von diesem Nassestrich hauptsächlich in Trocken-, Heiz- oder Waschräumen stattfindet.
Die Estrichdicke beträgt je nach Mischart mindestens 15 mm – 35 mm.
Schwimmender Estrich
Schwimmend verlegter Estrich, auch Estrich auf Dämmschicht genannt, besteht aus drei Schichten: der Dämm-, Sperr- und dem Nassestrich selbst. Dies führt dazu, dass Nassestrich und Tragbeton keinen Kontakt miteinander haben. Damit wird die Trittschalldämmung sowie die Wärme- und Schallübertragung verbessert.
Wenn Sie Nassestrich schwimmend verlegen, ist eine Mindestdicke von 35 mm nötig.
Heizestrich
Der Einbau des Heizestrichs erfolgt ähnlich wie bei schwimmendem Estrich. Zusätzlich werden auf die obere Dämmschicht Wasserrohrsysteme oder Elektroheizsysteme verlegt.
Dämmstoffe unter Heizestrichen dürfen bis zu 5 mm zusammendrückbar sein. Die Schicht über dem Heizungsrohr benötigt eine Höhe von mindestens 45 mm. Wenn Sie den Nassestrich verlegen, wird deswegen eine Mindestdicke von 50 mm vorgeschrieben.
3. Mischarten von Nassestrich
Neben der Verlegungsart von Nassestrich ist die Auswahl der Mischung ein weiteres entscheidendes Kriterium beim Einbau. Jeder Nassestrich findet abhängig von Bindemittel und Zuschlag an unterschiedlichen Orten Anwendung.
Zementestrich (CT)
Der Zementestrich ist einer der am häufigsten verwendeten Estriche. Zement wird hier als Bindemittel hinzugegeben. Sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bau setzt man diesen Nassestrich regelmäßig ein.
Seine Verwendbarkeit im Innen- und Außenbereich macht ihn zum Allrounder unter den Estrichen. Diese Variante von Nassestrich wird häufig in Kellerräumen und Garagen als Verbundestrich verlegt.
Die Wartezeit bis zur vollständigen Belastbarkeit beträgt vier bis fünf Wochen.
Anhydritestrich/Calciumsulfatestrich (CA/CS)
Ebenso wie sein Vorgänger wird auch der Calciumsulfatestrich bzw. Anhydritestrich gerne genutzt. Hier dient Anhydrit im Nassestrich als Bindemittel. Da das enthaltene Calciumsulfat empfindlich auf Feuchtigkeit reagiert, wird Anhydritestrich im Bad und anderen Feuchträumen nicht verwendet.
Der Einbau findet wegen seiner Affinität zu Fußbodenheizungen oft als Heizestrich in Wohnräumen statt.
Die Trockenzeit beträgt ca. 28 Tage. Durch die Erwärmung mit einer Bodenheizung wird dieser Vorgang jedoch beschleunigt.
Gussasphaltestrich (AS)
Der Gussasphaltestrich nutzt Bitumen als Bindemittel. Während diese Art von Nassestrich früher hauptsächlich im Hoch- und Industriebau ihren Einsatz gefunden hat, wird sie heute auch im privaten Hausbau häufiger genutzt. Aufgrund ihrer guten Wärmeleitfähigkeit wird sie regelmäßig mit einer Fußbodenheizung kombiniert.
Vollständig trocken und bearbeitbar ist der Estrich bereits nach zwei bis drei Stunden.
Magnesiaestrich (MA)
Magnesiaestrich wird im Gegensatz zu den vorher genannten Alternativen seltener eingesetzt. Dieser Nassestrich findet besonders in der Altbausanierung und in Gebäuden mit ökologischer Bauweise Anwendung.
Da dieser Estrich sehr empfindlich gegenüber Feuchtigkeit ist, gilt zügiges Verteilen, Verdichten und Abziehen. Eine weitere Einschränkung stellt die benötigte Außentemperatur von mindestens 10 Grad Celsius dar.
Nach zwei Tagen ist der Boden betretbar. Nach fünf Tagen ist bereits höhere Belastung möglich und weitere zwei Wochen später ist er reif für die Weiterarbeit.
Kunstharzestrich (SR)
Ebenso wie der Magnesiaestrich ist auch der Kunstharzestrich selten in Gebrauch.
Als Basis dient Kunstharzmörtel, als Bindemittel synthetisches Harz (z. B. Epoxidharz oder Polyurethan) und zuletzt Quarzsand. Diese Art von Estrich kommt typischerweise als Verbundestrich zum Tragen.
Es gibt keine vorgefertigten Mischungen, d. h. der Nassestrich wird für die geplante Nutzung extra angemischt. Um Ihre Sicherheit zu gewährleisten, erfolgt dies durch einen Fachmann.
Die Trockenzeit liegt hier bei drei bis sieben Tagen bis zur vollständigen Belastung.
4. Fließestrich – Nassestrich, der sich selbst glättet
Fließestrich ist ein Nassestrich, dem ein Fließmittel zur Selbstnivellierung hinzugegeben wird. Das führt dazu, dass sich die Masse beim Einbringen selbstständig verteilt. Kleinere Unebenheiten werden gleichermaßen beseitigt. Fließestrich überzeugt im Gegensatz zum Nassestrich mit seiner verkürzten Trockenzeit von ein bis zwei Wochen.
Nach der Mischung wird Fließestrich in die Einbaustelle gepumpt und mit einem Schlagbesen durchgeschlagen. Dies lässt Luftporen aus dem Fließestrich entweichen und aktiviert den Selbstnivellierungsvorgang. Dadurch entfallen die für Nassestrich typischen mechanischen Arbeitsschritte des Verteilens, Verdichtens, Abreibens und Glättens.
Mittlerweile gibt es extra angefertigte Mischpumpen für die Herstellung als Baustellenestrich. Deshalb erfordert das Einbringen von Fließestrich spezielle Fachkenntnisse. Er eignet sich durch die lückenlose Ummantelung der Heizelemente auch ausgezeichnet als Heizestrich.
Zusammensetzung von Fließestrich
Wie bereits erwähnt stellt Fließestrich eine Variation von Nassestrich dar. Die Zugabe von Fließmitteln verleiht ihm einen selbstnivellierenden Effekt, der den Arbeitsaufwand verkleinert.
Anhydrit-Fließestrich
Anhydrit-Fließestrich (auch: Calciumsulfat-Fließestrich) enthält beigemischte Zusatzmittel wie Quarzsande, Kalksteinsplitter oder gebrochenen Naturanhydrit. Diese bewirken eine gute Verdichtung des Estrichmörtels mit höherer Festigkeit.
Beim Trocknen lagert sich eine Sinterschicht auf der Oberfläche ab. Solch eine Schicht verzögert die Trocknung vom Fließestrich. Sie setzt sich aus Bindemittel, Kalk und Estrichzusätzen zusammen. Zur Nachbehandlung kommt Schleifpapier zum Einsatz.
Zement-Fließestrich
Ebenso wie die Variante ohne Fließmittel wird dieser Fließestrich hauptsächlich im Wohnungsbau verwendet. Inhomogenität im Estrichkörper wird durch eine geringere Körnung als bei üblichem Zementestrich vermieden. Ein Wasser-Zement-Verhältnis von knapp unter 0,80 lässt den Mörtel gut fließen.
Um ein möglichst schnelles und problemloses Trocknen vom Fließestrich zu gewährleisten, sind höhere Temperaturen von mindestens 5 Grad Celsius und häufiger Luftdurchzug von enormer Wichtigkeit. Zudem beschleunigt das Anschleifen der Estrichoberfläche mit Schleifpapier den Vorgang.
Verlegung von Fließestrich in mehreren Schritten
- Boden vorbereiten; kleinere Unebenheiten gleicht der Estrich aus.
- Randdämmstreifen anbringen und die gewünschte Estrichhöhe (40mm – 45 mm) kennzeichnen.
- Verlegung der Trittschalldämmung.
- Vollständiges Abdecken der Dämmschicht mit PE-Folie.
- Fließestrich mit Hilfe einer Wasserwaage und Abziehlatte abziehen.
- Fließestrich trocknen lassen und Raum gut lüften.
- Nach ein bis zwei Wochen ist der getrocknete Fließestrich belegbar.
Kosten für Fließestrich
Für Fließestrich zahlen Sie 14 – 23 € pro m². In diesem Preis sind sowohl die Material- als auch die Handwerkerkosten enthalten. Lassen Sie den Baustoff anschleifen bzw. veredeln, rechnen Sie mit einem Preisanstieg von 1,5 bis 3 € pro m².
5. Kosten beim Verlegen von Nassestrich
Da zur Mischung von Nassestrich unterschiedliche Bindemittel und Zuschläge verwendet werden, variieren dementsprechend auch die Kosten. Je nach Verlegungsart kommen zusätzliche Kosten auf Sie zu, da sich auch die vorgeschriebene Füllhöhe danach richtet. Weiterhin müssen bei manchen Verlegungsarten auch die Kosten der Fachkräfte miteinbezogen werden:
Art | Kosten pro m² |
---|---|
Zementestrich | 9 - 12 € (+ 4 - 9 € Arbeitskosten) |
Anhydritestrich | 10 - 14 € (+ 4 - 9 € Arbeitskosten) |
Gussasphaltestrich | 25 - 30 € (inkl. Arbeitskosten) |
Magnesiaestrich | min. 100 € (inkl. Arbeitskosten) |
Kunstharzestrich | 40 - 45 € (inkl. Arbeitskosten) |
Fließestrich | Materialkosten und Verlegung: 14 – 22 € Fließestrichnetz: 2,50 – 4€ Anschleifen: 1,50 – 3€ |
6. Vor- und Nachteile der verschiedenen Arten von Nassestrich
Bevor Sie blind einen beliebigen Nassestrich einbauen, wägen sie die Stärken und Schwächen aller Arten ab. Jeder Nassestrich erhält durch die Bindemittel und Zuschläge bestimmte Eigenschaften. An diesen wird festgemacht, wann z. B. Zementestrich von Vorteil ist oder doch Anhydritestrich genutzt wird:
Art | Vorteil | Nachteil |
---|---|---|
Zementestrich | • Feuchtigkeitsresistenz. • Langsamer Verschleiß. • Hohe Festigkeit. | • Lange Trocknungszeit. • Max. Flächengröße 36 m². |
Anhydritestrich | • Gute Wärmeleitfähigkeit. • Kurze Trocknungszeit. • Ökologisch und biologisch unbedenklich. • Nicht brennbar. • Spannungsarm. | • Empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. • Künstliches Calciumsulfat kann Schadstoffe enthalten. |
Gussasphaltestrich | • Nach einem Tag belegfertig. • Eignet sich für Nassräume/Außenbereich. • Gute Dämmung und Trittschalldämmung. • Unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen. • Geringe Einbauhöhe. | • Relativ teuer. • Entstehung gesundheitsschädlicher Emissionen. |
Magnesiaestrich | • Ökologisch. • Große Fläche fugenfrei verlegbar. • Einfärbung möglich. • Schwindrisse treten selten auf. | • Teuerste Alternative. • Bestimmte Temperaturen notwendig. |
Kunstharzestrich | • Sehr widerstandsfähig. • Kälteresistenz. • Feuchteresistenz. | • Nicht einfach zu verarbeiten. • Mischung erfolgt speziell für jeweilige Nutzung. |
Fließestrich | • Fugenlose Verarbeitung großer Flächen. • Einbau ohne große körperliche Anstrengung. • Effektivitätssteigerung von Fußbodenheizungen. | • Teurer als normaler Estrich. • Höhere Feuchtigkeitsbelastung im Haus. • Kaum möglich als Hobby-Heimwerker, da Pumpen zum Einbringen benötigt werden. |
7. Die Auswahl des Nassestrichs hängt von den Gegebenheiten ab
Nun haben Sie sich ein umfangreiches Bild über den Nassestrich in all seinen Formen und Variationen gemacht. Wenn Sie beim Einbau des Estrichs angekommen sind, behalten Sie unbedingt die spätere Funktion des Ortes im Hinterkopf. So sind für Garagen Zement- und Gussasphaltestriche die bessere Wahl. In Zimmern mit Fußbodenheizungen hingegen ist der Anhydritestrich zu empfehlen.
Fließestrich mit Zement und Anhydrit-Fließestrich bieten eine empfehlenswerte Alternative zu ihren Gegenstücken ohne Zusatzmittel. Der Fließestrich garantiert Ihnen eine flotte und einfache Weiterarbeit ohne Vorteilsverlust. Voraussetzung dafür ist allerdings ein größeres Budget, um die zusätzlich anfallenden Kosten zu decken.