1. Barrierefreies Bauen: Wem wird geholfen?
Barrierefreies Bauen verfolgt diverse Zielgruppen. Wenn Sie behindertengerecht bauen, dann bieten Sie vielen Menschen Chancen auf leichteres Leben und Arbeiten. Wer davon profitiert, erfahren Sie hier:
- Menschen, welche auf einen Rollstuhl, Rollator oder ähnliches angewiesen sind.
- Wahrnehmungsbeschränkte Menschen (zum Beispiel Blinde).
- Groß– oder kleinwüchsige Menschen.
- Menschen mit einer geistigen Behinderung.
- Ältere Menschen.
- Eltern mit Kindern und Kinderwägen.
2. Barrierefreies Bauen an Außenanlagen und Eingängen
Um möglichst behindertengerecht zu bauen, ist ein barrierefreier Parkplatz ein Muss. Hierbei ist es wichtig, dass dieser ausreichend groß ist. Die Breite des Parkplatzes beträgt mindestens 3,50 m, die Länge mindestens 5,00 m. Nur dann bleibt genügend Bewegungsraum. Diesen benötigen Rollstuhlfahrer, um beim Ein- und Aussteigen am Fahrzeug genügend Platz zu haben.
Achten Sie unbedingt darauf, dass der Parkplatz auch als behindertengerecht gekennzeichnet ist. Er befindet sich im Idealfall ganz in der Nähe des Gebäudeeingangs. Dies ermöglicht einen möglichst kurzen, ungefährlichen Weg. Barrierefreies Bauen des Hauptweges lässt den Gebäudeeingang bei jeder Witterung gefahrlos betretbar sein. Das gewähren Sie, wenn Sie ihn möglichst kurz, zielgerichtet, hell beleuchtet und so behindertengerecht gestalten.
Es ist unausweichlich, dass auch der Haupteingang behindertengerecht ist. Dafür bauen Sie ihn am besten stufenlos. Es lohnt sich die Anschaffung einer Rampe. Beachten Sie, dass der Anstieg hier nicht höher als 6 % ist. Ansonsten erschwert sich das Betreten des Gebäudes für Rollstuhlfahrer und andere enorm. Dies wäre dann nur unter hoher Kraftanwendung möglich und nicht mehr behindertengerecht.
3. Barrierefreies Bauen von Türen
Sicherheit und Komfort ist eine Priorität im behindertengerechten Bau. Um das zu gewährleisten, spielt auch barrierefreies Bauen von Türen eine wichtige Rolle. Achten Sie darauf, die Türrahmen möglichst breit zu gestalten. Somit ermöglichen Sie Menschen im Rollstuhl, problemlos hindurchzufahren. Passen Sie unbedingt auch die Türrahmen und -anschläge an. Bauen Sie diese nicht höher als 2 cm. Ansonsten gelten die Türrahmen nicht als behindertengerecht. Bieten Sie außerdem eine Bewegungsfläche von 150 x 150 cm an. Diese befindet sich am Tür Ein- und Ausgang.
Wesentlich ist außerdem die Möglichkeit, die Tür mit geringem Kraftaufwand zu öffnen. Ein automatisches Türsystem ist dafür eine gute Alternative. Achten Sie darauf, dass die Tür dennoch manuell und durch eigene Kraft zu öffnen ist. Wir empfehlen Ihnen außerdem eine Gegensprechanlage.
4. Barrierefreies Bauen von Treppen und Treppenhäusern
Auf Treppen und in Treppenhäusern geschehen die meisten Unfälle. Demnach ist es essentiell, besonders dort behindertengerecht zu bauen. Barrierefreies Bauen lässt sich auch an Ihren Treppen und Treppenhäusern anwenden.
Besonders wichtig sind Kontraststreifen an den Stufenrändern. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Personen mit Sehschwäche diese übersehen. In öffentlich zugänglichen Gebäuden gilt: Kontraststreifen mindestens an der ersten und letzten Stufe. Perfektes barrierefreies Bauen setzt jedoch voraus, jede Stufe mit Kontraststreifen zu markieren.
Auch eine großzügige und helle Beleuchtung hilft sehschwachen Menschen, sich nicht zu verletzen. Eine automatische Lichtschaltung, zum Beispiel durch einen Bewegungsmelder, ist eine sinnvolle Anschaffung. Passen sie unbedingt die Brenndauer des Lichtes an. Es ist nur dann behindertengerecht, wenn das Licht lange brennt. Hat die Person das Ende der Treppe erreicht? Erst dann geht das Licht in einem barrierefreien Treppenhaus aus. Bei körperlich eingeschränkten Personen dauert der Weg nach oben länger.
Barrierefreies Bauen von Decken- und Wandkonstruktionen an Treppen bieten die Möglichkeit, ein Liftsystem einzubauen. Bauen Sie dafür keine Wendeltreppe ein. Eine Wendeltreppe ist erst dann behindertengerecht, wenn der Innendurchmesser mindestens 2 m beträgt. Ist dies nicht möglich, dann greifen Sie auf eine geradläufige Treppe zurück. Auch Handläufe an beiden Seiten der Treppe gewährleisten Sicherheit für die Nutzer.
Zudem ist die Anbringung eines Fahrstuhls für körperlich eingeschränkte Menschen immer von Vorteil. Falls Sie sich für diesen entscheiden, bauen Sie dennoch eine Treppe ein. Achten Sie auch hier darauf, dass diese behindertengerecht ist. So gewähren Sie Menschen im Falle eines Brandes einen möglichen Fluchtweg.
5. Barrierefreies Bauen von Böden
Ein rollstuhlgeeigneter Boden ist behindertengerecht. Achten Sie demnach darauf, dass der Bodenbelag fest verlegt wurde. Sorgen Sie außerdem dafür, dass der Bodenbelag rutschfest ist. Meiden Sie größere Rillen und Unebenheiten, wie Bodenschwellen. Diese sind nicht nur für Rollstuhlfahrer ein Hindernis. Auch Fußgänger stolpern schnell über unauffällige Unebenheiten und verletzen sich dabei. Wählen Sie außerdem einen Bodenbelag, welcher nicht elektrostatisch aufladbar ist, nur dann gilt er als behindertengerecht.
6. Barrierefreies Bauen in den Räumlichkeiten
Für viele Menschen ist es essentiell, dass Bedienungshilfen in ihrer Höhe angepasst werden. Nur so können sie sich gut und selbstständig zurechtfinden. Sind diese zu hoch oder zu tief angebracht, führt das schnell zu Komplikationen und gilt nicht mehr als behindertengerecht. Bauen Sie Bedienungshilfen in einer Höhe von circa 85 cm an. Passen Sie auch Waschbecken und Arbeitsflächen an die Größe der Nutzer an. Hierbei lohnt sich die Anschaffung von verstellbaren Hausgegenständen.
Nach innen geöffnete Fensterflügel stellen schnell ein Hindernis für Rollstuhlfahrer und Sehgeschwächte dar. Um diese zu vermeiden, bieten Sie Fenster behindertengerecht an. Barrierefreies Bauen von Fenstern bedeutet, dass diese sich auch nach außen öffnen lassen.
7. Barrierefreies Bauen von Sanitäranlagen
Auch die Sanitäranlagen müssen behindertengerecht nutzbar sein. Bieten Sie die Möglichkeit, Sanitäranlagen ganzjährig zu heizen, um für Komfort zu sorgen. Gerade bei älteren Personen steigt im Alter die Kälteempfindlichkeit. Dementsprechend ist es auch von Vorteil, wenn die Heizung höher als übliche Heizgeräte einstellbar ist.
Ist Ihr WC behindertengerecht, bietet es die Möglichkeit, die Toilettenschüssel in der Höhe zu verstellen. Dadurch ist auch diese an die Größe des Nutzers anpassbar. Bringen Sie außerdem Stützgriffe an der Toilette an. Somit ist es leichter und sicherer für Rollstuhlfahrer und muskelschwache Menschen, das WC zu benutzen.
Achten Sie besonders im Badezimmer auf einen rutschfesten Boden. Immer wieder geschehen Unfälle durch nasse Fliesen, auf denen Leute ausrutschen. Bauen Sie eine gründliche Wasserableitung ein, um dieses Risiko zu minimieren. Nur dadurch fließt Flüssigkeit schnell und ordentlich ab und garantiert einen rutschfesten Boden.
8. Barrierefreies Bauen und Design
Barrierefreies Bauen setzt auf ein bestimmtes Farb- und Materialkonzept. Nutzen Sie kräftige Farben und starke Kontraste. So können Sehschwache Menschen, aber auch geistig behinderte Menschen, sich besser orientieren. Die Farben und Materialien harmonieren trotz des Kontrastes gut miteinander. So wird ein freundliches Umfeld geschaffen. Dies hilft bekanntlich auch der Psyche und wirkt beruhigend.
9. Kosten beim barrierefreien Bauen
Es ist schwer, einzuschätzen, wie viel barrierefreies Bauen kostet. Dies ändert sich je nach Umfang und Art des Bauprojektes. Eine Rampe aus Beton mit Stützmauer kostet circa 750 € pro Quadratmeter. Ein Treppenlift hingegen hat einen Preis zwischen 2500 € und 6000 €. Bei einer kurvigen Treppe steigt der Preis auch schnell auf bis zu 12000 €. Dennoch gibt es die Möglichkeit, durch kommunale Vereine oder Organisationen Unterstützung anzufordern.
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10. Warum barrierefreies Bauen?
Barrierefreies Bauen hat viele Vorteile. Bauen Sie in Ihrem Gewerbe behindertengerecht, dann kann das für viele Nutzer von Vorteil sein. Aber auch für Menschen, welche nicht auf einen solchen Bau angewiesen sind, kann barrierefreies Bauen hilfreich sein.
Barrierefreies Bauen für Sicherheit und Schutz
Ist ein Gebäude nicht behindertengerecht und barrierefrei gebaut, erhöht sich das Risiko von Unfällen. Wenn Menschen Treppenstufen oder Bodenschwellen übersehen, kommt es oft zu Verletzungen. Sind Hausgeräte nicht in erreichbarer Nähe, ist auch das Strecken und Bücken danach risikobehaftet. Wirken Sie diesem Risiko entgegen und bauen Sie behindertengerecht.
Barrierefreies Bauen für Komfort
Nicht nur Menschen mit Behinderung oder körperlicher Schwäche kommt barrierefreies Bauen zugute. Auch für Menschen, die nicht auf diesen Bau angewiesen sind, wird ein gewisser Komfort geboten. Schwellenlose Wege, große Flächen und gut erreichbare Bedienungshilfen gestalten den Alltag einfacher. Auch technische Hilfsmittel, die viele Prozesse im Haus per Fernschaltung ermöglichen, sind behindertengerecht und bequem.
Barrierefreies Bauen für eine flexible Nutzung
Der Gebrauch eines Gebäudes ändert sich je nach Besitzer und Nutzer. Der vorherige Nutzer hat keine Probleme, die Treppe auch ohne Handläufe zu benutzen? Der nächste vielleicht schon. Bauen Sie behindertengerecht und bieten Sie eine flexible Nutzung für jeden.
Barrierefreies Bauen für Selbstständigkeit und Mobilität
Barrierefreies Bauen ermöglicht weitestgehend selbstständiges Arbeiten und Leben. Geben Sie Menschen mit Beeinträchtigung die Chance, mobil zu sein, indem Sie behindertengerecht bauen. Gerade im Gewerbe ist die Selbstständigkeit eines Einzelnen von großer Bedeutung. Bauen Sie behindertengerecht und tragen Sie zu einer aktiveren und besseren Lebensqualität Betroffener bei.
Barrierefreies Bauen als Vorsorge fürs Alter
Wenn die Nutzer älter werden, ist es oft nötig, Räumlichkeiten anzupassen. Sie erreichen das obere Regal nicht mehr so gut oder haben Probleme beim Treppensteigen. Diese nachträglichen Umbauten sind nicht nur umständlich, sondern oft auch nicht gerade billig. Beugen Sie dem vor, indem Sie direkt behindertengerecht Bauen. Es lohnt sich, schon im Voraus an die eigene und die Zukunft seiner Mitmenschen zu denken.