Nachhaltiges Bauen und Wohnen
1. Was bedeutet nachhaltiges Bauen?
Nachhaltigkeit besteht im Allgemeinen aus drei Komponenten. Diese einzelnen Aspekte werden dabei nicht isoliert betrachtet. Nachhaltigkeit entsteht erst durch das Zusammenspiel der jeweiligen Qualitäten. Dabei werden auch alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes berücksichtigt.
- Ökologische Bewertung
Die ökologische Bewertung berücksichtigt sowohl die Ressourcenschonung als auch den optimalen Einsatz von Bauprodukten und -materialien. Die Verbrauchsreduzierung von Wasser, Strom, Heizung etc. spielt dabei eine wichtige Rolle. Zugleich muss die Bauweise den Umweltschutz fördern. So sollte das Gebäude mit umweltfreundlichen Materialien errichtet werden, die auch umweltschonend entsorgt werden können.
Zur Bewertung gehören außerdem die Flächeninanspruchnahme des Gebäudes, der Primärenergieaufwand und das Treibhauspotenzial.
- Ökonomische Bewertung
Unter die ökonomische Bewertung fallen sämtliche Anschaffungs-, Errichtungs– und Baufolgekosten. Außerdem berücksichtigt diese Bewertung die Betriebs- und Rückbaukosten eines Gebäudes.
- Sozio-kulturelle Bewertung
Die sozio-kulturelle Qualität umfasst ästhetische und gestalterische Faktoren, sowie vor allem die Behaglichkeit und den Gesundheitsschutz.
Zusammengefasst sind also folgende Faktoren beim nachhaltigen Bauen zu berücksichtigen:
- Senkung des Energiebedarfs
- Senkung des Verbrauchs von Betriebsmitteln
- Einsatz wiederverwertbarer Baustoffe und Bauteile
- Vermeidung von Transportkosten (der eingesetzten Baustoffe und Bauteile)
- Gefahrlose Rückführung der verwendeten Materialien in den natürlichen Stoffkreislauf
- Nachnutzungsmöglichkeiten
- Schonung von Naturräumen
- Flächensparendes Bauen
2. Planung eines nachhaltigen Gebäudes
Trotz der vielen Faktoren, die Sie beim nachhaltigen Bauen unbedingt berücksichtigen müssen, gibt es kein Universalrezept. Denn die konkrete Umsetzung der verschiedenen Kriterien kann von Bauprojekt zu Bauprojekt unterschiedlich aussehen. Abhängig von den Umständen können bestimmte Maßnahmen in einem Fall ökologisch, im anderen dagegen unverträglich bezüglich einiger Umweltaspekte sein.
Richten Sie zum Beispiel ein Haus optimal zur Sonne aus, haben Sie zwar mehr Tageslicht und der Heizaufwand ist geringer – es kann aber auch passieren, dass Sie viel mehr Energie für die Kühlung aufwenden müssen. Das heißt, abhängig von den umgebenden Faktoren muss jedes Haus mit individuellen ökologischen Maßnahmen geplant werden.
Bei der Planung sollten Sie deshalb in jedem Fall einen Experten hinzuziehen. Auch die Kontrolle des Bauvertrags durch einen unabhängigen Sachverständigen hilft, Enttäuschungen und Probleme zu vermeiden.
Innovative Planungswerkzeuge ermöglichen es Ihnen mit Hilfe umfassender Simulationen und Analysen von Anfang an fundierte Entscheidungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu treffen. Sogenannte BIM-Systeme kombinieren und vernetzen alle relevanten Gebäudedaten in einem digitalen, datenbankbasierten 3D-Modell. Neben geometrischen Daten werden auch Informationen zu Kosten sowie sämtliche bauphysikalische Eigenschaften dort hinterlegt. Änderungen im Entwurf werden dann automatisch auf allen anderen Ebenen wiedergegeben.
Eine Analyse-Software kann die Daten dann auswerten und vergleichen. So lassen sich schon in der Entwurfsphase Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Faktoren erkennen und optimieren. Auch im weiteren Planungsverfahren kann die Software Ihre Entscheidungen begleiten.
3. Nachhaltiges Bauen mit natürlichen Baustoffen
Wer nachhaltig Bauen möchte, sollte darauf achten, dass die Baustoffe bei Herstellung, Transport, Gebrauch und Entsorgung möglichst umweltschonend sind.
Mit Hilfe von Umweltproduktdeklarationen kann eine genaue Aussage über die Nachhaltigkeit und Umwelteinflüsse von Baustoffen getroffen werden. Dazu werden zum Beispiel die Auswirkungen einzelner Baustoffe hinsichtlich des Treibhauseffektes oder des Verbrauchs an grauer Energie beschrieben. Auch die Effizienz in Bezug auf die Verwendung von rohstoffnahen Produktformen und lokal bzw. regional vorrätigen Materialien wird angegeben.
Bei der Auswahl der Baustoffe werden im Idealfall außerdem die für den Unterhalt, die Wartung, Reinigung und Pflege entstehenden Kosten berücksichtigt. Dabei sollte ein Baustoff jedoch nie einzeln, sondern immer im Gebäudekontext betrachtet werden.
Dies betrifft vor allem die Lebensdauer der unterschiedlichen Materialien. Gut geeignet sind Baustoffe mit ähnlich langen Lebenszyklen. Diese gewährleisten, dass kein großer Aufwand und hohe Kosten durch Sanierungsmaßnahmen entstehen. Außerdem wird so vermieden, dass Baustoffe/-teile vor Ablauf ihres eigentlichen Lebenszyklus‘ ausgebaut oder entsorgt werden müssen. Recyclingfähige Materialien, die gut trennbar, nicht fest miteinander verbunden und schadstofffrei in ihrer Wiederverwertung sind, sind besonders ideal.
Naturbaustoffe entsprechen meist den Kriterien nachhaltiger Materialien und werden daher gerne verwendet. So werden beispielsweise Lehm, Ziegel, Naturstein, Kork oder Holz unter anderem für Mauern, Putz, Dämmung, Farbe oder Boden eingesetzt.
4. Nachhaltige Wärme-, Strom- und Wassergewinnung
Um die Effizienz der Wärme- und Stromgewinnung und beim Wasserverbrauch zu erhöhen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Bauherren beim nachhaltigen Bauen treffen können.
Das fängt schon bei der Ausrichtung des Hauses an. Häuser lassen sich optimal zur Sonne ausrichten. Auf diese Weise kann der Heizbedarf sinken. Zudem wird weniger künstliches Licht benötigt.
Mit Hilfe einer guten Wärmedämmung mit ökologischen Dämmstoffen wie Holz, Seegras oder Zellulose kann das Haus Energie speichern und zugleich vor Kälte schützen. Die Verwendung von Wärmepumpen oder Tiefenwärme kann ebenfalls Heizenergie einsparen. Holz oder Holzpellets können den Bedarf an Wärmeenergie decken. Voraussetzung dafür ist, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt. Darüber hinaus verringert die Ausstattung des Hauses mit mehrfach-verglasten Fenstern und Türen den Wärmeverlust über das Glas.
Zur emissionsfreien Energiegewinnung sind inzwischen Solar- und Photovoltaikanlagen weit verbreitet auf Hausdächern. Sie produzieren im Sommer wie im Winter emissionsfreien Strom, und lassen sich außerdem zur Warmwasser-Gewinnung nutzen. Auch Kleinwindanlagen arbeiten ohne Schadstoffausstoß, nämlich mit der natürlichen Ressource Wind. Eine weitere Möglichkeit ist eine Geothermie-Anlage, die gespeicherte Erdwärme in Energie umwandelt. Durch den Verzicht auf den Einbau von Klimaanlagen sparen Sie Energie. Der Einsatz von Beleuchtungssteuerungen oder LED-Lampen spart ebenfalls Strom.
Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, kann Regen- und Grauwasser genutzt werden, beispielsweise zum Betreiben der Toilettenspülung. Auch der Einsatz wassersparender Armaturen trägt zur Limitierung des Wasserverbrauchs bei.
5. Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen
Die nachhaltige Qualität eines Gebäudes kann mit Hilfe verschiedener Zertifizierungsverfahren bestimmt werden. In Deutschland haben sich vier verschiedene Systeme etabliert:
- Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
- Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB)
- Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM)
- Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)
Die Bewertung wird durch speziell ausgebildete Fachleute vorgenommen. Diese sogenannten Auditoren untersuchen das Gebäude anhand des jeweiligen Systemschemas und dokumentieren die Ergebnisse. Der Bauherr erhält dann ein Zertifikat und eine ausführliche Haus-Akte, in der die Bewertungsergebnisse ausführlich aufgeführt sind. Das vereinfacht beispielsweise spätere Umbauten oder Reparaturen deutlich und verbessert die Chancen bei Verkauf oder Vermietung des Hauses.
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