1. Wann entscheide ich mich für einen Keller?
Die Entscheidung für oder gegen einen Keller ist eine der wichtigsten beim Hausbau. Insbesondere dort, wo Quadratmeterpreise hoch sind, ist er oftmals eine sinnvolle Investition. Außerdem steigert ein Keller den Marktwert Ihres Hauses. Die Entscheidung hängt schlussendlich von vielen Faktoren ab:
- Praktische Aspekte: Brauchen Sie den zusätzlichen Raum? Wissen Sie bereits, was Sie im Keller lagern werden? Planen Sie zum Beispiel eine Sauna ein?
- Finanzielle Aspekte: Lohnen sich die Extra-Kosten? Wie hoch ist Ihr Budget für den Bau?
- Geologische Aspekte: Wie ist das zur Verfügung stehende Grundstück? Wie ist die Bodenbeschaffenheit? Ist der Boden besonders sandig? Herrscht drückendes Grundwasser vor?
Haben Sie sich für einen Kellerausbau entschieden, kommen weitere Fragen auf: Nutzen Sie den Keller nur als Stauraum? Oder planen Sie zusätzlichen Wohnraum? In der Vergangenheit diente der Keller als reiner Vorratsraum. Niemand machte sich Gedanken über Wärmedämmung oder Abdichtung. Die Keller waren deshalb oft feucht und muffig. Er war eine reine Pufferzone zum Erdreich. Durch die technischen Fortschritte in der Kühltechnik ist diese Kellerform weniger wichtig geworden.
Entscheiden Sie sich für einen Nutzkeller, reicht an sich eine Deckendämmung. Heute wissen wir jedoch auch um die Wirkung eines hochwertigen Kellerausbaus, beispielweise durch eine Perimeterdämmung. Diese Art der Dämmung besitzt mehrere Vorteile:
2. Arten der Kellerdämmung
Innendämmung
Eine Innendämmung des Kellers bei einem Neubau ist theoretisch möglich, aber nicht zu empfehlen. Es kommt hier leichter zu einer Kondensation an den Wänden. Das führt zu feuchten Wänden und Schimmelpilzbefall. Außerdem nimmt das Dämmen des Kellers von innen Wohnraum weg. Eventuell sind Türen, Treppenstufen und Durchgangshöhen anzupassen. Dies ist mit einem Mehraufwand und zusätzlichen Kosten verbunden.
Erfahren Sie bei Tipp zum Bau, wann eine Innendämmung dennoch Sinn macht.
Außendämmung
Bauphysikalisch empfehlen wir Ihnen bei einem Neubau das Dämmen der Kellerwände von außen. Hier kommt die sogenannte Perimeterdämmung zum Einsatz. Die Perimeterdämmung steht für die Wärmedämmung erdberührter Bauteile von Gebäuden an ihrer Außenseite. Das heißt der Keller samt Boden wird hier gedämmt. Die Perimeterdämmung umhüllt Ihre Konstruktion am Neubau vollständig.
Eine Perimeterdämmung unterbindet am Neubau sogenannte Wärmebrücken, wo Wärme schnell nach außen geleitet wird. Die Dämmung verhindert einen erhöhten Heizbedarf, Tauwasserausfall und Schimmelpilze. Die Bedeutung dieses Verfahrens hat seit ihrer Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) enorm zugenommen. Das Ziel dieser Verordnung ist bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudestand zu erreichen.
Dämmmaterial der Perimeterdämmung
Auch die Wahl des Dämmmaterials ist von höchster Bedeutung. Typische Fassadendämmstoffe sind für Ihre Perimeterdämmung im Neubau sowie im Altbau nicht einsetzbar. Das Material hat besondere Eigenschaften aufzuweisen:
- besonders wasserbeständig: Die Perimeterdämmung ist möglicherweise Erdfeuchte, Sicker-, Stau- und Grundwasser, oder Frost-Tau-Wechsel ausgesetzt. Es ist zu verhindern, dass Wasser bzw. Feuchte in das Mauerwerk eindringt.
- besonders druckbeständig: Zum einen ist ein möglicher Erddruck durch Verkehrslasten auszugleichen. Zum anderen lastet das gesamte Gewicht des Hauses auf den Wänden des Kellers. Die Perimeterdämmung am Neubau hat dies auszuhalten, ohne zu brechen.
- verrottungsfest: Das Material ist Feuchtigkeit und Nässe ausgesetzt. Die Langlebigkeit der Perimeterdämmung ist daher eine wichtige Voraussetzung. Ein frühzeitiger Austausch des Materials ist mit enormen Kosten verbunden.
Bei einer Perimeterdämmung am Neubau finden Hartschaumplatten, v.a. XPS, Anwendung:
Material | Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|---|
EPS (expandiertes Polystyrol, „Styropor“) | 98% Luft + 2% Kunststoff | - Kostengünstig. | - Rohstoff wird aus Erdöl gewonnen. - Porös. - Nicht bei allen Bodenarten zulässig. |
XPS (extrudiertes Polystyrol, „Styrodur“) | - Weniger porös als EPS. - Sehr druckfest. - Nimmt so gut wie kein Wasser auf. - Geringe Wärmeleitfähigkeit. - Geringe Dämmdicke notwendig. | - Rohstoff wird aus Erdöl gewonnen. - Teurer als EPS. - Schwer entflammbar. - Herstellung energieintensiver. | |
Glasschaum | Häufig: Altglas oder Quarzsand. | - Nicht brennbar. - Resistent gegen Schädlingsbefall. - Theoretisch recycelbar. | - Nicht frostsicher. |
Es gibt bei einer Perimeterdämmung am Neubau auch noch andere Materialien. Entscheidend sind hier die jeweils zulässigen Einbautiefen und die vorherrschende Feuchte-Beanspruchung. Wichtig für die Wahl Ihres Dämmmaterials ist auch die Nutzung des Kellers. In einem Waschkeller entsteht mehr Feuchtigkeit, ein Wohnkeller hat einen höheren Anspruch an Wärmedämmung. Es gibt also verschiedene Anforderungen an eine die Perimeterdämmung für Ihren Neubau. Die Dicke der Dämmplatten richtet sich bei einem Neubau nach der Energieeinsparverordnung. Üblich sind zwischen 8 und 20cm. Sprechen Sie sich hier auf jeden Fall mit Ihrem Bauberater ab.
Installation der Perimeterdämmung am Neubau
Vorsicht: Verlegen Sie die Perimeterdämmung am Neubau nicht selbst! Bereits kleinste Fehler führen oftmals zu schweren Baumängeln. Es sind verschiedene Aspekte von größter Bedeutung bei der Perimeterdämmung für Ihren Neubau. Lassen Sie sie von einem Fachmann anbringen.
Er informiert Sie, auf welche Aspekte Sie zu achten haben. Beispiele hierfür sind:
- Geeignetes Material auswählen.
- Die richtige Dicke des Dämmmaterials.
- Passenden Kleber kaufen.
- Die Notwendigkeit einer zusätzlichen Dränung.
Die Perimeterdämmung ist am Neubau sehr sorgfältig anzubringen:
- Die Mauer wird gesäubert.
- Risse werden verspachtelt.
- Die Wand trocknet vollständig aus.
- Mörtel wird zwischen Fundament und Mauer aufgetragen.
- Ein Bitumen-Vorstrichmittel wird auf der Mauer verteilt.
- Die Mauer erhält einen Isolieranstrich.
- Die ausgewählten Dämmplatten werden montiert.
Danach ist Ihre Immobilie hervorragend vor Wärmeverlust und Feuchte geschützt.
3. Die Umweltbilanz einer Perimeterdämmung am Neubau
Eine Perimeterdämmung, im Neubau wie im Altbau, wirkt sich positiv auf Ihre Umweltbilanz aus. Die Mindestanforderung an den Wärmeschutz wärmeübertragender Bauteile ist nach DIN 4108-2 geregelt. Diese Anforderungen sind selbst bei einer 300 mm dicken Porenbetonwand nicht mehr erreichbar. Daher benötigen Sie eine zusätzliche Dämmung.
Ein gut isolierter Keller erfüllt also energetische Bedingungen und erzielt Energieeffizienz:
- Durch das Dämmen des Kellers sparen Sie Heizenergie ein.
- All dies wirkt sich positiv in Ihrem Energieausweis aus.
Halten Sie die Verordnung zur Energieeinsparung aus dem Jahr 2014 bei der Dämmung von Neubauten ein. Für das Jahr 2021 gibt es zudem eine rechtliche Verschärfung. Neubauten haben dann dem niedrigsten Energiestandard zu entsprechen. Solche Gebäude verbrauchen dann nur noch 55% der Energie eines vergleichbaren Referenzgebäudes. Dieser Wert entspricht einem maximalen Primärenergiebedarf von 40 kWh/(m2 a), sprich 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr.
4. Was kostet eine Perimeterdämmung am Neubau?
Eine Perimeterdämmung ist beim Neubau kostengünstiger als beim Altbau. Da der Keller schon ausgehoben wurde, fallen hier keine Extrakosten für Erdarbeiten an. Sie zahlen also nur Materialkosten für die Dämmplatten und Lohnkosten für die Handwerker.
Die Kosten für eine Perimeterdämmung am Neubau variieren jedoch stark. Umso wichtiger ist es, sich für einen Kostenvoranschlag an einen Fachbetrieb zu wenden. Die Experten bringen Erfahrung und ein geschultes Auge mit. Sie berechnen sämtliche Faktoren, die den Preis der Perimeterdämmung für Ihren Neubau beeinflussen. Rechnen Sie die Heizkostenersparnisse dabei mit ein. Bei 10 – 15% Ersparnis gleichen sich Ihre Kosten nach 6 – 8 Jahren aus. Grob geschätzt lassen sich folgende Richtwerte ermitteln:
- Materialkosten: 20 – 80€/qm (Dämmstoffplatten).
- Lohnkosten: 15 – 20€/qm (Anbringen der Dämmstoffplatten).
5. Welche Fördermöglichkeiten der Perimeterdämmung am Neubau gibt es?
Schrecken Sie die Zusatzkosten der Perimeterdämmung noch ab, gibt es gute Neuigkeiten für Sie: Der deutsche Staat unterstützt Bemühungen, Ihr Haus zu schützen. Im Falle der Perimeterdämmung am Neubau ist das der Schutz vor Feuchtigkeit und Wärmeverlust. Häufig vergibt er Kredite zu niedrigen Zinsen und nicht zurückzahlpflichtige Zuschüsse. Die KfW, also die Kreditanstalt für Wiederaufbau, bietet hierzu bestimmte Förderprogramme.
Voraussetzungen
Melden Sie den Förderbedarf unbedingt vor Baubeginn ihres Hauses an! Anderenfalls wird er abgelehnt. Es ist zudem notwendig, einen Sachverständigen aus der Liste der Energie-Effizienz-Experten einzubinden.
Kredite und Zuschüsse
Bauen Sie Ihre Immobilie neu und benutzen sie danach selbst? Dann nehmen Sie den Kredit 124 der KfW in Anspruch. Dieser gewährt Ihnen bis zu 100.000€ Kreditbetrag mit einem Förderkredit ab 0,84% effektivem Jahreszins. Für die Perimeterdämmung am Neubau im Speziellen kommt der Kredit 153 aus dem Förderprojekt „Energieeffizient Bauen“ infrage. Dieser ist auf den Neubau Ihres KfW-Effizienzhauses 55, 40 oder 40 Plus anwendbar. Die Vorteile sind vielfältig:
- Bis zu 120.000€ je Wohneinheit.
- Förderkredit ab 0,75% Sollzins p.a.
- Bis zu 30.000€ Tilgungszuschuss.
Der Kredit 153 ist mit dem Kredit 124 kompatibel. Nutzen Sie zudem den Zuschuss 431. Die KfW übernimmt 50% der Kosten für einen Energieberater. Die Begleitung durch Experten für Energieeffizienz wird somit bis zu 4.000€ bezuschusst. Benutzen Sie diesen Zuschuss auch, um Zertifikate für nachhaltiges Bauen zu erstellen. Profitieren Sie von diesen Fördermöglichkeiten für eine Perimeterdämmung an Ihrem Neubau!
6. Ein Überblick über die Perimeterdämmung am Neubau
Wenn Sie Ihren Keller ungeheizt nur als Lagerraum verwenden, reicht an sich eine Deckendämmung aus. Eine Perimeterdämmung ist bei einem Neubau aus drei Gründen zwingend notwendig:
- Sie haben die Absicht, den Keller als Wohnraum zu verwenden. Die rechtlichen Wärmeanforderungen sind also höher als bei einem Nutzkeller.
- Aufgrund von vorhandenen Wasserverhältnissen ist ein zusätzlicher Schutz vor Feuchtigkeit nötig.
- Ihr Keller ist außerordentlichen Druckbelastungen ausgesetzt. Es ist notwendig, ihn mit einer Perimeterdämmung zusätzlich zu stützen.
Eine Perimeterdämmung ist beim Neubau aber auch unter anderen Gesichtspunkten eine sinnvolle Investition. Entscheiden Sie selbst, ob Sie diese Aspekte in Ihre Entscheidungsfindung mit einbeziehen:
- Eine Perimeterdämmung ist beim Neubau um einiges kostengünstiger als eine nachträgliche Anbringung. Sind Sie sich unsicher, ob Sie irgendwann nicht doch noch zusätzlichen Wohnraum brauchen? Eventuell werden Sie ihn sogar vermieten? Oder liebäugeln Sie mit einer späteren Anschaffung einer Sauna? Das Aufgraben des Erdreiches ist der kostenintensivste Punkt einer Perimeterdämmung. Lassen Sie sie gleich anbringen, sparen Sie bares Geld.
- Sie tun der Umwelt etwas Gutes. Durch eine Perimeterdämmung am Neubau geht weniger Heizenergie abhanden. Sie haben allgemein weniger Energie aufzubringen, um Ihr Eigenheim schön warm zu halten. Das verbessert nicht nur das Wohnklima in Ihrem Zuhause enorm. Sie sorgen auch bereits jetzt für zukünftige Generationen vor.