


1. Definition und Nutzung der Kanalrohre



Kanalrohre sind allgegenwärtiger Bestandteil unseres Alltags.
“Kanalrohre” ist die herkömmliche Bezeichnung für “Kanalisationsrohre”. Unter einem “Rohr” verstehen wir zunächst einmal einen langen zylindrischen Hohlkörper, der Flüssigkeiten und Abwässer transportiert. Es bildet ein essenzielles Teilstück unserer modernen Kanalisation – und diese den Grundbaustein unseres heutigen Lebens. Bereits die alten Ägypter machten sich Rohre zunutze, um Wasser aus dem Nil zu leiten.
Auch heute leiten Kanalrohre nicht nur Abwässer, sie transportieren auch Trinkwasser. Als Grundelement unserer modernen Entwässerungstechnik ist Effizienz und Haltbarkeit ein absolutes Muss. Dies gilt nicht nur in öffentlichen Institutionen, sondern auch im privaten Gebrauch. In Abhängigkeit von Größe und Material weisen Kanalrohre ein vielfältiges Nutzungsspektrum auf. Bei Tipp zum Bau erfahren Sie mehr über die Abwasserrohre.
2. Welche Kanalrohre gibt es?
Je nach Nutzung und Materialien werden Kanalrohre in unterschiedliche Typen eingeteilt:
- Verlegung im Außenbereich (offen).
- Unterirdische Verlegung.
- Verlegung im Innenbereich (offen).
- Verborgen in Wand oder Boden.
Die Kanalrohre werden im Außenbereich oder in Gebäuden sowohl offen als auch frei verlegt. Nicht jedes Rohr eignet für die unterirdische Installation. Um dem starken äußeren Druck standzuhalten, benötigt das Rohrmaterial genügend Stabilität und Festigkeit.
Es gibt zudem verschiedene Arten der Verschraubung:
- Verschraubung über Muffen.
- Verschraubung über Nippel.
- Stumpfe Verschraubung.
Die meisten Kanalrohre werden über sogenannte “Muffen” aneinander verschraubt. Eine Überschiebemuffe bezeichnet einen Rohrverbinder, der die Kanalrohrleitung in ihrem Inneren verkettet. Der Vorteil bei dieser Art der Verschraubung ist die geringe Materialspannung. Das Gegenstück zur Muffe ist der sogenannte Nippel. Bei dieser Art der Verschraubung befinden sich die Kanalrohre an der Außenseite.
Eine weitere Art der Verschraubung ist die “stumpfe Verschraubung”. Hierbei finden weder Muffe noch Nippel Anwendung. Stattdessen werden die Kanalrohre anhand von Edelstahlmanschetten befestigt und miteinander verknüpft. Dies ist häufig bei schweren Rohren aus Metall der Fall.
KG-Rohr



Durch die Färbung sind diese Kanalrohre leicht zu erkennen.
Die herkömmlichen Kanalrohre zur Abwasserentsorgung sind die Kanalgrundrohre. Fachleute kürzen diese mit “KG-Rohr” oder schlicht “KG” ab. Meist weist das Rohr eine orange-braune Färbung auf und besteht aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid, kurz PVC. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, in denen ein anderer Kunststoff verwendet wird. Bei diesem Kunststoff handelt es sich um Polypropylen. Er ist stabil, umweltschonend und recycelbar. Die Kanalrohre, die aus diesem Kunststoff gefertigt sind, werden üblicherweise als “KG 2000” bezeichnet.
Hersteller bieten das Rohr in unterschiedlichen Größen und Variationen an:
- In Längenbereichen von 500-5000mm.
- Nennweiten (DN) von 100-600mm.
- Einer Ringsteifigkeit von 4SN bis 8SN.
Bei der Nennweite handelt es sich um die Breite der Kanalrohre. Beachten Sie hierbei, dass stets der Innendurchmesser gemessen wird. Die reale Zahl weicht unter Umständen um wenige Millimeter von der genannten ab. Lediglich bei Kupferrohren ist es üblich, den Außendurchmesser anzugeben.
Die Ringsteifigkeit bezeichnet die Festigkeit der Kanalrohre unter Druckbelastung. Aus dem Kunststoff Polypropylen hergestellte Kanalrohre besitzen häufig eine höhere Ringsteifigkeit. Je größer die Zahl, desto stabiler ist hierbei das Rohr. Besonders wichtig ist diese Stabilität bei einer unterirdischen Verlegung im Außenbereich. Nur wenn das Kanalrohr dem gegebenen Druck standhält, ist langanhaltende Effizienz gegeben.
Hochtemperaturrohr
Eine besonders robuste Form der Kanalrohre ist das Hochtemperaturrohr (HT). Es besteht aus dem robusten Kunststoff Polypropylen (PP). Erkennen Sie diese Kanalrohre an ihrer grauen Färbung. Die Eigenschaften von HT-Rohren auf einen Blick:
- Resistenz gegen Salze, Laugen und Säuren.
- Wärmebeständigkeit von bis zu 95°C.
- DN zwischen 32 und 160mm.
- Längen zwischen 150 und 5000mm.
Aufgrund von mangelnder Stabilität wird es nicht unterirdisch oder im Freien verlegt. Meist kommt es in der Küche oder im Bad zum Einsatz, da es nicht nur besonders heiße, sondern auch aggressive Abwässer leitet.
SML-Rohr
Bei dem SML-Rohr handelt es sich um ein Kanalrohr aus Grauguss. Es ist sowohl von innen als auch außen von einem Schutzlack umgeben. Diese Ummantelung macht das Rohr besonders robust.
Die Buchstaben “SML” stehen entweder für “System Muffenlos”, oder auch für “Super-Metallit-Lieferprogramm”. Letzteres bezieht sich auf die eiserne Schutzhülle, die für gewöhnlich eine rote Färbung besitzt. Üblicherweise verschrauben Installateure SML-Rohre nicht über Muffen, sondern anhand von Edelstahlmanschetten miteinander. Dies erklärt die andere Interpretationsweise des Namens.
- Hergestellt wird das SML-Rohr in DN von 40 bis 300mm.
- Es wird nur in Gebäuden oder frei verlegt.
Ein Beispiel für seine Verwendung ist das Regenstandrohr, der untere Teil des Regenfallrohres.
Für eine unterirdische Verlegung empfiehlt sich eine Abdichtung mit Bitumen. Bitumen wird vor allem im Straßenbau eingesetzt und ist aufgrund seiner wasserunlöslichen Eigenschaften hoch geschätzt. Im Baumarkt ist es sowohl als Lack und Kaltkleber als auch als Band zu erwerben.
KML-Rohr
Eine Abwandlung des SML-Rohrs ist das KML-Rohr. Es besitzt die gleichen Eigenschaften, ist jedoch für besonders aggressive Abwässer geeignet. Eine ebenso geschätzte Eigenschaft ist seine chemische Belastbarkeit.
KML-Rohre lassen sich sowohl über- als auch unterirdisch verlegen. Sie kommen häufig im Küchen- und Restaurantbereich zum Einsatz. Oftmals finden sie aber auch in medizinischen Einrichtungen, Wäschereien oder Thermalbädern Anwendung.
PE-Rohr
PE-Rohre oder auch Druckwasserrohre bestehen aus Polyethylen (PE). Merkmal dieses Typs sind:
- Seine hohe Flexibilität.
- Ein geringes Gewicht, das die Installation erleichtert.
Mit einer Temperaturtoleranz von -40°C bis 80°C sind sie nicht so belastbar wie HT-Rohre, jedoch besitzen sie eine hohe Zeitstand-Innendruckfestigkeit. Diese beschreibt die Lebensdauer eines Rohres unter Innendruck. Zudem verfügen PE-Rohre über eine gute Fließeigenschaft, weswegen sie gerne als Trinkwasserrohre eingesetzt werden. Physiologisch ist der Kunststoff Polypropylen unproblematisch.
3. Installation von Kanalrohren – Tipps und Tricks für den Heimwerker
Bei der Installation der Kanalrohre gibt es zwei grundlegende Unterschiede.
- Sie verbergen die Kanalrohre in Wand oder Fußboden.
- Eine offene Installation spart Zeit und Aufwand.
Der motivierte Heimwerker wird die Kanalrohrleitung aus ästhetischen Gründen verbergen. Gleichzeitig wird damit das neu erworbene Wissen und Geschick unter Beweis gestellt.
Verborgene Installation
Vor der Installation ist es notwendig, verschiedene Bedingungen zu überprüfen. Bei der Installation der Kanalrohre zu vermeidende Wände sind:
- Tragende Wände aufgrund von möglichem Stabilitätsverlust.
- Leichte Zwischenwände, mit einer maximalen Länge von zwölf Zentimetern.
Um einen Durchbruch zu vermeiden, sind diese unbedingt zu gewährleisten. Es bietet sich an, den Ort des Vorhabens zunächst von einem Fachmann überprüfen zu lassen. Sind die Bedingungen erfüllt und das benötigte Material erworben, geht es auch schon los!



Um die langanhaltende Effizienz Ihres Kanalrohrs zu garantieren, ist eine fachgemäße Installation vonnöten.
Schritt für Schritt zum Ziel
Schritt 1 – Rohrverlauf
Zunächst zeichnen Sie den Rohrverlauf grob an der Wand ein. Beachten Sie hierbei ein Gefälle von ein bis zwei Zentimetern. Andernfalls fließt das Wasser nach der Installation nicht ab. Beim ersten Versuch empfiehlt es sich, die Kanalrohre bereits vor dem Einbauen zusammen zu stecken. Das vorherige Montieren hilft, in den nächsten Schritten Einbaufehler zu vermeiden.
Schritt 2 – Wandbearbeitung
Die Wandbearbeitung beginnt mit dem Sägen zweier übereinander liegender Schlitze. Diese gehen etwas tiefer, als die Breite des Rohrs ausmacht. Beispielsweise ist eine Tiefe von 50mm bei einer Breite von 40 DN angemessen. Je nach Wandmaterial und Härte ist es hilfreich, einen Trennschleifer zu benutzen. Eine Handkreissäge mit Diamantscheibe ist ebenfalls nützlich. Die harten Zähne ermöglichen eine Bearbeitung mit minimalem Verschleiß. Diamant-Sägeblätter sind online oder im Fachhandel zu erwerben.
Schritt 3 – Kanalrohre anbringen
Anschließend entfernen Sie die Mittelstücke mithilfe einer Schlagbohrmaschine oder mit Hammer und Meißel. Jetzt bringen Sie die Kanalrohre an.
Schritt 4 – Spültest
Wichtig! Bevor Sie die Wand wieder verschließen, ist unbedingt ein Spültest durchzuführen. Dieser garantiert, dass das Wasser ordnungsgemäß abfließt.
Schritt 5 – Verputz
Nach dem erfolgreichen Spültest verschließen Sie die Wand mit Gips- oder Kalkzementputz. Verputz ist in jedem örtlichen Baumarkt erhältlich.
Offene Installation:
Sie sparen gerne Zeit, Aufwand und Kosten? Sind die Bedingungen einer verborgenen Installation nicht erfüllt oder schlichtweg nicht vonnöten? Die Installation der freiliegenden Kanalrohre ist einfach und daher auch für Anfänger geeignet!
Schritt 1 – Rohrverlauf
Wie auch bei der verborgenen Installation empfiehlt sich das Vorzeichnen des späteren Rohrverlaufs. Anschließend versehen Sie die Wand an den benötigten Stellen mit Bohrlöchern.
Schritt 2 – Halterung
In den Bohrlöchern bringen Sie im zweiten Schritt kleine Dübel an, an denen wiederum Schellen befestigt werden. Schellen erhalten Sie mit oder ohne Gummiring. Erstere sind für eine Verminderung von Spülgeräuschen zu empfehlen. Zu erwerben sind Schellen in jedem Baumarkt als regulärer Materialbestand. Die Preisspanne hierfür befindet sich im unteren Segment.
Schritt 3 – Rohranbringung
Im letzten Schritt befestigen Sie die Kanalrohre an den Schellen. Optional steht es Ihnen nun frei, eine Verkleidung aus Gipskartonplatten, Faserzement oder Holz anzubringen. So fallen kurze Kanalrohrleitungen trotz der einfachen Anbringung kaum negativ auf.
4. Vor- und Nachteile der Materialverwendung bei Kanalrohren
Ein sehr bekanntes Material, wenn es sich um die Herstellung von Kanalrohren handelt, ist PVC. Tatsächlich ist es aber nur noch der am dritthäufigsten verwendete Kunststoff unserer Zeit. Die Herstellung des Kunststoffes ist mit einigen gesundheitlichen Risiken versehen.
Vorteile von PVC
Wieso wird es dann heutzutage noch für Kanalrohre benutzt? Kanalrohre aus dem Kunststoff PVC finden nicht mehr im Haus-Inneren, sondern lediglich in Außenbereichen Anwendung. Aufgrund dieser mechanischen Vorteile erfreuen sie sich weiterhin an Beliebtheit:
- Stabilität garantiert Effizienz auch unter Verkehrslast.
- Schwere Entflammbarkeit bietet zusätzlichen Schutz.
- Niedriger Preis bewährt sich besonders bei umfangreichen Projekten.
Nachteile von PVC
Ein Nachteil ergibt sich aus der Problematik der sachgemäßen Entsorgung des Kunststoffes. Er ist nicht recycelbar, da der Stoff beim Einschmelzen an Qualität verliert. Das Phänomen der Abwertung eines Stoffes durch die Wiederverwendung nennt man “downcyceln”.
Vor- und Nachteile von Polyethylen
Unser heutige Standard-Kunststoff ist Polyethylen, da er viele positive Eigenschaften in sich vereint:
- Hohe chemische Beständigkeit garantiert Effizienz bei aggressiven Abwässern.
- Besondere Flexibilität erleichtert die Anbringung.
- Hohe elektrische Isolationsfähigkeit schützt interne Flüssigkeiten.
- Gutes Gleitverhalten garantiert effektiven Abfluss.
- Rückstandsloses Verbrennen ermöglicht saubere Entsorgung.
Da es sich bei Polyethylen um ein thermoplastisches Material handelt, weicht es bei Temperaturen von über 80°C schnell auf. Für den Transport besonders langanhaltender heißer Gewässer ist es daher nicht geeignet.
Vor- und Nachteile von Polypropylen
Gleichermaßen beliebt wie modern ist Polypropylen. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen thermoplastischen Kunststoff. Seine Eigenschaften ähneln stark denen von Polyethylen. Es bietet jedoch noch weitere Vorteile:
- Es ist härter und wärmebeständiger als Polyethylen.
- Die höhere Dauergebrauchs-Temperatur ermöglicht ein breites Nutzungsspektrum.
- Die Installation in Innenräumen ist ohne physiologische Nachteile möglich.
- Recycling ermöglicht Nachhaltigkeit.
Polypropylen bietet eine gute Alternative zu PVC, ist allerdings etwas teurer. Ein weiterer Nachteil des Kunststoffes ist seine schlechte chemische Beständigkeit. Es kommt daher kaum zum Transport von aggressiven Abwässern zum Einsatz.
5. Die Kosten von Kanalrohren im Überblick – zwischen Ökofreak und Umweltsünder



Für eine sichere Installation von Kanalrohren sind die passenden Utensilien notwendig.
Ein entscheidender Faktor zum Verlegen von Kanalrohren ist der Investitions-Spielraum. Einen klaren Durchschnittspreis zu berechnen ist schwierig. Die Preise schwanken nicht nur von Baumarkt zu Baumarkt, sie variieren auch je nach Nennweite, Material und Länge des Rohrs.
Der Meterpreis für ein Kanalrohr aus PVC mit einer Nennweite von 110mm liegt bei 4 bis 5 Euro. Vergrößert sich die Nennweite, so steigt auch der Preis. Bei einer Verdreifachung des Durchmessers ist mit einer Verzehnfachung des Preises zu rechnen.
Entscheiden Sie sich für die Alternative aus Polypropylen verdoppelt sich der Preis schnell. Der Meterpreis für ein Rohr mit DN 110mm aus dem modernen Kunststoff liegt demnach bei etwa 10 Euro. Auch hier erhöht sich der Preis mit der Vergrößerung der Nennweite.
Beachten Sie außerdem, dass es sich dabei lediglich um den Selbst-Anschaffungspreis handelt. Um eigenständig eine sichere Installation vorzunehmen, sind zudem die richtigen Werkzeuge vonnöten. Es fallen also schnell zusätzliche Kosten an. In diesem Fall bietet es sich unter Umständen an, einen Installateur zu beauftragen. Hierbei liegen die Kosten pro Meter zwar deutlich höher, beinhalten aber die eigentliche Installation durch einen Profi. Bei einem Kanalrohr von 100DN liegt der Preis beispielsweise bei 16 Euro pro lfm.
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Das passende Kanalrohr für jeden Zweck.
6. Fazit – Welches Kanalrohr denn nun?
Für welches Rohrmaterial Sie sich letztendlich entscheiden, ist auch abhängig von der späteren Funktion.
Geht es um eine Rohrverlegung im Gebäudeinneren, so ist in jedem Fall der Kunststoff PP oder PE vonnöten. Aber auch in Außenanlagen empfiehlt sich die umweltschonende Alternative zum gewöhnlichen PVC. Lässt es der Investitionsspielraum zu, überwiegen hier in jedem Fall die klimaschonenden Vorteile.