4. Wie hygienisch sind Händetrockner?
Die Hygiene von elektrischen Händetrocknern ist uneindeutig und die Studienlage ist widersprüchlich. Zudem gibt es oft wissenschaftliche Mängel fest, weshalb eine eindeutige Aussage nicht möglich ist. Mehrere Studien ergaben, dass sich Mikrotröpfchen durch die Benutzung von Handföhnen im Raum verteilen. Dazu zählen beispielsweise Studien des Journal of Applied Microbiology und der University of Westminster.
Besonders die hohen Geschwindigkeiten der Jet-Händetrockner sorgen dafür, dass Mikro-Organismen in den Raum gelangen. Weitere Untersuchungen zeigen, dass sich Keime nach einer Benutzung der Warmluft-Händetrockner vermehren. Diese Ergebnisse sind besonders mit Blick auf die Corona-Pandemie bedenklich.
Im Gegensatz dazu präsentiert die Royal Society for Public and Health 2008 andere Resultate. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Handföhne 99,9 Prozent der Mikroorganismen entfernen. In diesem Test ging es jedoch nur um ein einziges Handföhn-Modell des Marktführers. Diese Erkenntnisse sind also nicht zwingend auf alle elektrischen Händetrockner übertragbar.
Die Hersteller der Handföhne lehnen diese Studien jedoch ab. Teilweise gaben Sie sogar eigene Untersuchungen in Auftrag. Sie behaupten, die Ergebnisse seien aus mehreren Gründen nicht aussagekräftig:
- Fehlende Neutralität wegen finanzieller Unterstützung des Branchenverbands europäischer Papiertuch-Hersteller.
- Differenz zwischen den gemessenen Keimzahlen bei Händetrocknern und bei Papierhandtüchern ist nicht signifikant.
- Studien untersuchten alltagsfremde Situationen.
- Sogenannte „HEPA-Filter“ übertragen weder Feinstaub noch Mikro-Organismen auf die Hände.
Andere zweifeln wiederum die Bedeutung der Filter an. Demnach ist das ausschlaggebende Problem nicht der Händetrockner und die Geschwindigkeit der Luft. Wichtiger ist es, die Hände richtig zu waschen. Damit bekämpfen die Anwender den Ursprung der Bakterien.
Andererseits schätzt das Umweltbundesamt die Händetrockner im Jahr 2014 als gesundheitlich unbedenklich ein. Es fügt jedoch hinzu, dass in Krankenhäusern von einer Installation eines Handföhns abzusehen ist. Dasselbe gilt auch für andere Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Die Bewertung von Papier- und Stoffhandtüchern fällt hinsichtlich der Hygiene etwas besser aus. Die Lebensmittelindustrie erlaubt den Gebrauch des Händetrockners allerdings international. Diese gilt als Branche mit den strengsten Hygiene-Richtlinien.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Trocknung der Hände ein unerlässlicher Schritt. Problematisch wird es für die Hygiene, wenn Papiertücher fehlen. Dies passiert bei der Nutzung eines Handföhns nicht. Die Anwender sind zudem während des Trocknungsprozesses oder zu Stoßzeiten in Warteschlangen oft ungeduldig. Deswegen führen sie den Schritt des Händetrocknens nicht richtig aus oder überspringen ihn sogar.
Im ungünstigsten Szenario waschen sich die Benutzer die Hände deswegen gar nicht. Auch hier bietet der Handföhn durch seine schnelle Trocknung somit einen klaren Vorteil. Achten Sie deswegen darauf, genügend Händetrockner mit kurzen Trocknungszeiten bereit zu stellen. Bauen Sie zusätzlich Filteranlagen in ihren Wasserhahn ein. So steigern Sie die Hygiene schon bei der Handwäsche an sich.
Verschiedene Möglichkeiten, um die Hygiene von Händetrocknern zu steigern
Die Hersteller reagierten mittlerweile auf die kritischen Stimmen. Sie verbesserten die Funktionsweise der Handföhne mit entsprechenden Mitteln. Achten Sie auf diese Eigenschaften, um die Hygiene Ihres Händetrockners zu gewährleisten:
- Luftfilter mit HEPA-Klassifizierung.
- Bedienung mit automatischen Sensoren.
- Antibakterielle Lackierungen.
Um die Hygiene der Geräte deutlich zu verbessern, sind Luftfilter nötig. Sie befreien die Raumluft von gefährlichen Mikro-Organismen. Moderne Händetrockner verfügen mittlerweile immer über einen solchen Filter. Die beliebteste und sicherste Variante stellen sogenannte „HEPA-Filter“ dar. Wechseln Sie die Filter regelmäßig aus, um die Luft sauber zu halten.
Außerdem sind kontaktlose Händetrockner mit Sensoren hygienischer als Handföhne mit einem Knopfdruck. Mit berührungslosen Badarmaturen gestalten Sie Ihr Bad auch neben der Händetrocknung hygienischer. Eine weitere Möglichkeit bilden antibakterielle Oberflächen. Durch moderne Nano-Technologie gibt es bestimmte Beschichtungen, die eine antiseptische Wirkung haben. Neuerdings bieten auch viele Hersteller von elektrischen Handföhnen diverse Modelle mit solchen Überzügen an.
Händetrockner in der Corona-Pandemie
Die weltweite Corona-Pandemie hat die Diskussion über die Hygiene von Händetrockner neu entfacht. Die Hersteller sind es leid, dass die Händetrockner als „Virenschleudern“ gelten. Gerade wegen der Pandemie leiden die Händetrockner mehr denn je unter dieser Reputation.
Im Sommer 2020 veröffentlichte die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine Arbeitsschutz-Vorgabe. Sie thematisiert unter anderem den Umgang mit der Pandemie. Dabei raten die Behörden sowohl von Warmlufttrocknern als auch von Jet Stream-Händetrocknern ab. Ersatzweise empfiehlt die Bundesanstalt die Benutzung von Papierhandtüchern.
Ein deutsches Unternehmen zeigt sich sehr verärgert über diese Maßnahme. Es findet den Beschluss ungerechtfertigt, da er nur auf Vermutungen beruht. Die Behörden bleiben allerdings hartnäckig und setzen aufgrund der ungewissen Studienlage lieber auf Vorsicht. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht die elektrischen Händetrockner kritisch. Stattdessen spricht sie sich für die Verwendung von Papierhandtüchern aus.
Die WHO hat zu diesem Thema auch Stellung bezogen. Sie betont ebenfalls die Notwendigkeit, weitere Tests und Studien durchzuführen. Nichtsdestotrotz toleriert sie die Benutzung von Handföhnen während der Pandemie.