8. Die Entscheidungshilfe – wann ist welcher Fensterlüfter sinnvoll?
Auch wenn kein Lüftungskonzept nötig ist, ist der Einbau von Fensterlüftern in Erwägung zu ziehen. Die Wahl des Belüftungssystems ist vom individuellen Bedarf abhängig. Tipp zum Bau hat für Sie eine große Entscheidungshilfe erstellt.
Zunächst entscheiden Sie sich für zentrale oder dezentrale Lüftung. Zentrale Lüftungsanlagen sind beim Neubau oder Modernisieren ganzer Häuser sinnvoll. Die Wirtschaftlichkeit einer zentralen Lüftungsanlage steigt mit der Anzahl der belüfteten Räume. Der Vorteil zentraler Anlagen ist, dass die Räume einzeln klimatisier- und regulierbar sind. Außerdem sind Wartungskosten und Geräuschemission meist geringer als bei dezentralen Systemen. Dafür sind die Anschaffungskosten und der Planungsaufwand hoch.
Bei dezentralen Systemen sind Räume einzeln belüftet. Außerdem ist die Installation weniger aufwendig. Somit bietet sich diese Variante bei der Modernisierung von Wohnungen und Altbauten an. Außerdem empfiehlt sie sich zur besseren Durchlüftung einzelner Räume. Je mehr Räume Sie dezentral lüften, desto mehr Geräte sind nötig. Dies hat höhere Anschaffungskosten, Wartungsarbeiten und Geräuschemissionen zur Folge.
Fällt die Entscheidung auf eine dezentrale Lüftung, kommen die Fensterlüfter ins Spiel. Im Gegensatz zu anderen dezentralen Lüftungen sind diese am oder im Fenster integriert. Die Entscheidung, ob Sie einen aktiven oder passiven Fensterlüfter wählen, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Ist ein Querlüftungs-Effekt durch gegenüberliegende Fenster möglich?
- Wie hoch ist der Bedarf an die erbrachte Luftwechselrate?
- Welches Budget steht zur Verfügung?
Passive Fensterlüfter haben meist eine geringere Luftwechselrate als aktive Lüfter. Allerdings sind sie auch deutlich günstiger. Damit eignen sie sich zur Kostengünstigen Nachrüstung von Fenstern und bei geringerem Bedarf. Entscheiden Sie sich also für passive Lüfter wenn:
- Eine Querlüftung möglich ist.
- Sie ein geringes Budget zur Verfügung haben.
- Sie keinen sehr hohen Luftwechselbedarf haben.
- Sie bereits bestehende Fenster selbst aufrüsten wollen.
Aktive Fensterlüfter sind meist teurer. Sie erzielen aber auch höhere Luftwechselraten und sind mit diversen Erweiterungen erhältlich. Damit eignen sich aktive Fensterlüfter, wenn man Wert auf Wärmerückgewinnung und zusätzliche Filter legt. Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung sind beispielsweise für Planung von Passivhäusern oder KfW-Effizienzhäusern interessant. Somit entscheiden Sie sich für aktive Lüfter wenn:
- Keine Querlüftung möglich ist.
- Sie eine möglichst hohe Luftwechselrate erzielen wollen.
Passive Fensterlüfter sind im Fensterfalz oder im Blendrahmen des Fensters angebracht. Die Luftwechselrate ist bei passiven Fensterlüftern geringer als bei aktiven. Dennoch ist ein hygienischer Mindestluftwechsel auch mit passiven Lösungen realisierbar.
- Die Fensterfalzlüfter sind besonders günstig und einfach zu montieren. Dadurch eignen sie sich besonders zum Nachrüsten an Fenstern.
- Die Lüfter in Blendrahmen von Fenstern sind etwas teurer und aufwendiger in der Montage. Ein Vorteil ist jedoch, dass sie mit diversen Erweiterungen, wie beispielsweise Schallschutz, erhältlich sind.
- Tauschen sie das gesamte Fenster aus, fragen Sie auch nach Fenstern mit bereits integrierten Lüftungssystemen. Auch diese Systeme bieten häufig zusätzliche Funktionen wie Wärmerückgewinnung oder Pollenschutz.
Aktive Fensterlüfter verbrauchen Strom erzielen damit aber auch gute Luftwechselraten. Somit gewährleisten sie eine gute Durchlüftung. Ganz lässt sich auf manuelles Lüften aber auch so nicht verzichten. Aktive Fensterlüfter sind meist:
- Lüfter im Blendrahmen. Sie verfügen häufig über eine Wärmerückgewinnung und andere Erweiterungen. Beim Bau eines Passivhauses kommen in erster Linie aktive Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung in Frage. Von außen und bei geschlossenem Fenster sind diese Lüfter unsichtbar.
- Alternativ gibt es Ventilatoren für Fenster. Sie sorgen ebenfalls für einen guten Luftwechsel und sind häufig günstiger als Lösungen im Blendrahmen. Die Ventilatoren sitzen in der Scheibe des Fensters. Besonders kleine Fenster lassen dadurch weniger Licht hindurch. Überlegen Sie sich vorher, ob Fensterventilatoren die Ästhetik Ihres Fensters beeinträchtigen.
Eine Sonderrolle innerhalb der Fensterlüfter nehmen Fenster mit automatisiertem Beschlag ein. Sie ermöglichen ein Öffnen oder Kippen der Fenster, auch in Abwesenheit der Bewohner. Dies lohnt sich bei der Einrichtung eines Smart-Homes oder bei schwer erreichbaren Fenstern. Diese Form der Fensterlüftung punktet durch einen hohen Luftwechsel.
Das Öffnen der Fenster führt jedoch auch zum Temperaturverlust. Somit ist es sinnvoll, die Automatisierung der Fenster an die Heizung zu koppeln.
Eine komplette Automatisierung der Fensterbeschläge ist eine größere Baumaßnahme. Daher ist diese Lösung beim Neubau oder großen Modernisierungen empfehlenswert. Alternativ bietet sich diese Lösung auch für einzelne Räume an. So ermöglichen automatisierte Beschläge zusätzliches Lüften in von Feuchte belasteten Räumen. Wie beispielsweise in einem Badezimmer oder in einer Küche.
Steht die Art des Fensterlüfters fest, wählen Sie ein Modell aus. Überlegen Sie hierfür zunächst welche Zusatzfunktionen Sie benötigen. Vergleichen Sie anschließend die in Frage kommenden Modelle, um ein konkretes zu wählen. Hierbei gibt es noch einige Kennzeichnungen, die Ihnen den Vergleich und damit die Auswahl erleichtern:
Einige Anlagen sind mit dem Energielabel versehen. Hiermit ist die Energieeffizienz des Produkts bewertet. Neben dem Stromverbrauch ist auch die theoretische Energieeinsparung berücksichtigt. Gekennzeichnet sind die Effizienzklassen in Buchstaben und Farben. Mit A+ in grün sind die effizientesten Anlagen versehen. Die ineffizientesten werden mit G in Rot gekennzeichnet. Aktuell sind Lüftungsanlagen in der Regel zwischen A+ und D eingeteilt.
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- Spezifische Ventilatorleistung:
Bei ventilatorgestützten, also aktiven, Fensterlüftern ist häufig die Ventilatorleistung angegeben. Sie ist in den Stufen SFP-1 bis SFP-7 eingeteilt. Die Stufe gibt an, wieviel Energie notwendig ist, um einen Kubikmeter Luft zu bewegen. Je kleiner der Wert, desto energiesparender ist der Ventilator.
Fensterlüfter gibt es häufig mit Filtern. Diese halten beispielsweise Insekten oder Schmutz von den Luftkanälen fern. Besonders feine Filter fangen Pollen ab, was besonders für Allergiker interessant ist. Filterklassen sind wie folgt angegeben:
G1-G4: Grobstaubfilter bieten beispielsweise Schutz vor Insekten und Staub.
M5 + M6, F7-F9: Feinstaubfilter bieten auch Schutz vor Pollen.
E10-U17: Schwebstofffilter bieten Schutz vor Bakterien, Rauch und Aerosolen. Diese Filterklassen kommen nur bei Laboren und Reinräumen zum Einsatz.
Wie viel Wärme der Abluft überträgt der Wärmetauscher an die Zuluft? Das drückt der Wärmerückgewinnungsgrad aus. In dieser Berechnung ist unter anderem auch die Luftfeuchtigkeit berücksichtigt. Angegeben ist dieser Wert üblicherweise in Prozent. Ein Wirkungsgrad von 80% bedeutet also, dass 80% der Luftwärme erhalten bleibt. Teilweise geben Hersteller auch den Temperaturänderungsgrad oder eine Rückwärmzahl an. Beide Begriffe bezeichnen dasselbe. Hier erfolgt die Messung des Temperaturunterschieds zwischen ein- und ausströmender Luft. Eine Rückwärmzahl von 0,8 entspricht einer Wärmerückgewinnung von 80%.
Gerade bei Geräuschempfindlichkeit ist die Lautstärke der Lüfter zu beachten. Hersteller geben häufig eine Angabe zum Schallleistungspegel oder den Eigengeräuschen. Dieser ist in Dezibel (dB) angegeben und zeigt an, wie laut ein, Gerät ist. Für Wohn- und Schlafräume gilt ein maximaler Schallpegel von 35 dB. Der Schallschutz oder die Schalldämmung ist ebenfalls in dB angegeben. Das heißt eine Schalldämmung von 40 dB ist in der Lage einen Geräuschpegel um bis zu 40 dB reduziert.
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- Luftleistung/Luftvolumenstrom:
Häufig gibt es Angaben zum maximalen Luftvolumenstrom. Dieser zeigt an, wieviel Luft sich in einer bestimmten Zeit durch einen bestimmten Raum bewegt. Angegeben ist sie mit der Einheit Kubikmeter pro Stunde (m3/h). Je höher dieser Wert, desto höher also die Leistung des Fensterlüfters. Welche Leistung angestrebt ist, hängt von Ihrem Bedarf ab und ist im Rahmen eines Lüftungskonzepts zu ermitteln.
Für weitere Informationen lohnt sich der Blick in das Bulletin des europäischen Testzentrums für Wohnungslüftungsgeräte (TZWL). Hier finden Sie detaillierte technische Informationen über Qualität und Ausstattung vieler Fensterlüfter.