Mit Tipp zum Bau wird Ihr Traum vom Wintergarten wahr!
Earthship • Ihr komplett nachhaltiger und autarker Wohnraum

Earthship – Ihr umweltfreundliches Zuhause


1. Was ist ein Earthship?

Ein Earthship ist ein nachhaltig gebautes Zuhause aus recycelten Materialien, welches sich selbst und seine Bewohner komplett versorgen kann. Wasser, Strom, Nahrung, Belüftung… Alles in einem Objekt! Von diesen Wunderhäusern gibt es mittlerweile über 2000 Stück und es werden immer mehr. Ihren Ursprung hat diese Idee in den USA. Der Architekt Michael Reynolds entwickelte das Konzept des Earthships in den 1970er Jahren, doch erst um die Jahrhundertwende wurden die Medien auf seine Idee aufmerksam. Und sie wurde verbreitet. Das Haus, welches ursprünglich als eco-freundliche Variante gedacht war, breitet sich nun auch international aus. Von Süd-Afrika, Süd- und Zentral-Amerika bis nach Europa. Das Earthship ist eine sinnvolle Alternative zum klassischen Haus und Lebensstil.

Prinzip der Bauweise

Neben der Schaffung von Lebensraum ist das primäre Ziel der Earthships, aus der Sicht von Reynolds, den CO2-Fußabdruck zu verringern. Schließlich steht heute vor allem der Kohlendioxid-Ausstoß als Treibhausgas im Fokus. Ein Earthship, das keine Heizungsanlage braucht, keine externe Energiequelle und welches sogar selbst durch die vielen Pflanzen und die angrenzende Gartenanlage seinen natürlichen Beitrag zur Luftverbesserung beiträgt. Die Bauart von Earthships regt auch das Recycling von Stoffen an, die ansonsten nicht, oder nur bedingt, weiterverarbeitet werden.

Weiterverarbeitung von Autoreifen in Earthships

Autoreifen, zum Beispiel, werden in Deutschland nicht ausreichend auf Wertstoffhöfen recycelt. Lediglich 30% der deutschen Altreifen werden tatsächlich in Einzelteile zerlegt und weiterverarbeitet. Ansonsten werden die Reifen entweder als Baustoffe verbrannt oder ins Ausland verkauft. Bei jährlich 650.000 Tonnen Altreifen allein in Deutschland muss über bessere RecyclingOptionen nachgedacht werden. Die Verarbeitung von ganzen Autoreifen als Gummi-Ziegel für Earthships ist eine unkomplizierte und nachhaltige Möglichkeit. Das wusste schon Michael Reynolds und nutzte dieses Potenzial.

2. Wie funktioniert ein Earthship?

Das Haus ist so konzipiert, dass es sich und seine Bewohner komplett selbst versorgen kann. Aber wie genau sieht das aus? Wie viel können natürliche und recycelte Ressourcen tatsächlich abdecken, ohne dass es den Bewohnern an irgendetwas mangelt? Hierfür können Sie die 6 Prinzipien zu Rate ziehen, nach denen ein Earthship gebaut wird. Diese Prinzipien stellen die klassischen menschlichen Bedürfnisse in Bezug auf das Wohnen dar :

1. Thermo-Solare Heizung und Klimatisierung

Im Sommer ist es heiß und im Winter ist es kalt. In allen Häusern gibt es heutzutage eine Heizung und vielleicht sogar eine Klimaanlage, um die jeweiligen Temperaturen erträglich zu machen. Diese Elemente sind allerdings mit recht hohen Kosten verbunden und sie sind oft auch nicht besonders umweltfreundlich. Aber wie kann das natürlich und umweltfreundlich gestalten werden? Am besten komplett ohne Strom?

Nun, Sonnen-Paneele auf dem Dach beheizen das Earthship. Tagsüber sammeln sie die Wärme auf und diese wird über Oberlichter in Form von warmer Luft in das Haus geleitet. Dabei handelt es sich meistens um simple abgedichtete Klappen, welche Sie aus dem inneren des Hauses über einen Seilzug bedienen können. Wenn Sie am Seil ziehen, setzen Sie so ein Gegengewicht in Bewegung, welches die Klappen offen hält. Es entsteht ein Kamineffekt: Warme Luft steigt nach oben und die kalte Luft wird durch Fenster und Erdregister nachgeführt. Es kommt also vorgewärmte Luft in den Wohnraum oder die Klappen und Einströmöffnungen werden komplett verschlossen. Im Sommer führt dies zu einer angenehmen kühlen Brise und die überflüssige Wärme wird abgeführt. Eine Klimatisierung ganz ohne Strom oder die Notwendigkeit zu heizen!

2. Solar- und Windenergie

Je nach Klima und Standort des Earthships können Sie nicht nur Solar-Paneelen als Energiequelle einbauen, sondern auch durch Kleinwindkraft Ihren Strom gewinnen. Dieser Strom wird in sogenannten „Power Organizing Modules“  (POM) gespeichert. Dabei handelt es sich um leistungsstarke Batterien. Diese Batterien speichern aber nicht nur die gewonnene Energie, sondern leiten diese auch weiter und wandeln sie gegebenenfalls in Wechselstrom um. Wechselstrom wird vor allem für Computer, die Internetverbindung oder die Waschmaschine verwendet. Alles andere, zum Beispiel die Pumpen, der Kühlschrank und die Beleuchtungselemente können mit Gleichstrom betrieben werden.  Das bedeutet, dass das Haus selbst für den unwahrscheinlichen Fall des Ausfalls des Wechselrichters funktionstüchtig bleibt.

3. Autarkes Abwassersystem

In vielen Earthships wird die Wasserversorgung folgendermaßen geregelt:
Das auf dem Dach gesammelte Wasser wird nach einer Kiesfilterung in unterirdische Zisternen geleitet von wo es mit Pumpen weiterbefördert wird. Da diese Zisternen meistens auf der angeschütteten Nordseite des Gebäudes liegen und somit auf etwa derselben Höhe des Hauses, müssen die Pumpen mit weniger Energieaufwand operieren. In diesen Zisternen durchläuft das Wasser noch weitere Filteranlagen, bis es schließlich trinkbar ist. Aus diesem Grund hat jedes Waschbecken in einem Earthship zwei Wasserhähne: einer für das Trinkwasser und der andere für alle anderen Anwendungsbereiche. Es wird außerdem unterschieden zwischen Grau- und Schwarzwasser.

Grauwasser ist definiert als bereits verunreinigtes Wasser, das aber nicht mit Fäkalien in Kontakt gekommen ist. Sie können es nicht mehr als Trinkwasser verwenden. In diesem Wasser befinden sich Verunreinigungen aus ungiftigen Stoffen wie Seife, Haare und Hautschüppchen. Dieses Grauwasser wird im Earthship grob gefiltert und von Fetten und Feststoffen befreit und schließlich in die Pflanzenbeete im Inneren des Hauses geleitet. Durch die Pflanzen wird das Wasser sauber und die Pflanzen benutzen die Filterstoffe als Wachstumshilfe. Sobald das Wasser durch die Beete gesickert ist, sammelt es sich in einem Reservoir, durchläuft einen weiteren Filter und kann nun als Toilettenspülung genutzt werden.

Schwarzwasser ist Wasser, welches mit Fäkalien belastet ist. Da man es nicht mehr ausreichend filtern kann, wird es nach Außen geleitet, wo es in mehreren Klärgruben mit Bakterien gereinigt wird. Dieses Wasser kann schließlich als Bewässerungsmittel von Zierpflanzen und Bäumen verwendet werden.

4. Bauen mit natürlichen und recycelten Materialien

Ein Earthship ist auch deshalb so besonders, da es hauptsächlich aus natürlichen oder recycelten Materialen besteht. Alte Autoreifen die mit Erde und Lehm verbaut sind, dienen als tragende Wände. Zusätzlich sind Glasflaschen in der Südseite als Lichtquelle eingebaut. Diese Glasfenster lassen genügend Licht für die im Inneren des Hauses angelegten Pflanzenbeete. Auch alte oder sogar zerbrochene Kacheln und Fliesen sind nützlich und können im Haus als Dekoration verarbeitet werden.

5. Wassergewinnung und Langzeit-Aufbewahrung

Etwas kniffliger wird es in einem Earthship mit der Wasserversorgung. In den originalen Plänen von Reynolds ist das Haus derartig autark, dass es nicht an ein externes Wassernetz angeschlossen werden muss. Das heißt, das Earthship soll nicht nur Wasser sammeln, sondern dieses auch noch trinksicher filtern.  Ebenfalls soll es einen Tropfen Wasser bis zu 4 Mal wiederverwenden. In Europa ist dies allerdings etwas komplizierter. Hier darf kein recyceltes Wasser, selbst wenn es keinen Kontakt mit körperlicher Verschmutzung hatte, als Trinkwasser verwendet werden. Deshalb muss ein Earthship in den meisten europäischen Ländern an das städtische Wassernetz angeschlossen werden. Recyceltes Wasser dürfen Sie nur für die Waschmaschine und Toilettenspülung verwenden.

6. Wenigstens geringfügige Kapazität von internem Nahrungsanbau

In allen Earthships gibt es Pflanzenanbau im Inneren des Hauses. Dort können Kräuter, Strauchpflanzen wie Tomaten, Gurken, Beeren und ähnliches angebaut werden. In den meisten Fällen bauen die Bewohner auch Obstbäume vor den Häusern an. Durch die Wasserfilteranlagen müssen die Pflanzen nicht zusätzlich von den Bewohnern bewässert werden und versorgen das Haus darüber hinaus mit frischer und sauberer Atemluft. In einem Earthship haben Sie also frisches und nachhaltig angebautes Obst und Gemüse für welches Sie nicht einmal das Haus verlassen müssen! Dieser Anbau soll und kann selbstverständlich nicht alle Bedürfnisse der Bewohner vollständig versorgen, sondern lediglich eine kleine zusätzliche Kapazität schaffen.

3. Earthships bauen in Europa

Baugenehmigungen und Kompromisse

Wenn es nach Reynolds ginge, würden alle Häuser, die nach seinem Vorbild entstehen, exakt nach seinen Bauplänen konstruiert werden. Immerhin haben er und sein Team über 40 Jahre Erfahrung. Und diese Erfahrung garantiert, dass es funktioniert. Allerdings ist es nicht überall so einfach wie in den USA ein Earthship zu bauen.

Von den Bauämtern werden hauptsächlich die Wasserversorgung und die Baumaterialien kritisiert. Vor allem die Nutzung von Autoreifen wird von diesen als illegale Sperrmüllentsorgung gesehen. In Belgien, zum Beispiel, wurden Baugenehmigungen erteilt, allerdings ist es illegal, Autoreifen zu verbauen (aufgrund von der möglichen toxischen Zersetzung des Gummis). Aus diesem Grund wurden als Kompromiss Erdbeutel verwendet.

Einen weiteren Kompromiss müssen Sie in Bezug auf die Wasserversorgung machen. Nicht nur müssen Wegen des Trinkwassers und der Ableitung müssen die Häuser an eine externe Wasserversorgung angeschlossen sein. Damit das möglicherweise noch verschmutzte Wasser nicht einfach abfließt oder das Grundwasser verschmutzt, muss es richtig abgeleitet werden. In Deutschland laufen daher mehrere Petitionen, die für lockerere Regeln in Bezug auf die Baugenehmigungen für Earthships kämpfen.

Erstes Earthship auf europäischem Boden

Das erste Earthship Europas, welches komplett vollendet wurde steht in Kinghorn, Schottland. Nachdem Reynolds und sein Team ursprünglich in Belgien ein Earthship bauen wollten und sogar die meisten Baumaterialien vor Ort waren, wurde das Projekt kurzfristig im Keim erstickt, da der Bürgermeister sein Veto einlegte. Von dort zog das Team nach Brighton und veranlasste dort die ersten Baupläne. Doch das erste Earthship, das 2004 tatsächlich komplett vollendet und eröffnet wurde, steht in Schottland.

Von dort wurden weitere Earthships in Europa, vor allem in kleineren Kommunen, eröffnet. In Frankreich, die Niederlande, Belgien, Schweden, Dänemark, Estland, Tschechien und Deutschland. Überall, quer durch Europa werden nun Earthships gebaut. Manche als Tourismus-Attraktionen, andere als tatsächliche Wohnsiedlungen für den privaten Gebrauch. Als nächstes ist die Eröffnung von einer Earthship-Academy in Frankreich geplant. Dort soll Reynolds persönlich sein Wissen über autarkes Wohnen und Bauen an 60 Studenten aus der ganzen Welt weitergeben.

Earthship in Deutschland – Ökosiedlung Tempelhof

2016 wurde das erste deutsche Earthship von einer Gruppe freiwilliger Helfer und Studenten gebaut. Das Haus wurde anhand originaler Baupläne konstruiert und lediglich die Wasserversorgung und das Stromnetz wurden leicht an die deutsche Gesetzgebung und natürlichen Anforderungen angepasst. Ab 2014 befand sich das Objekt in Planung. Das Besondere im Vergleich zum klassischen Earthship? Es ist nicht als Einfamilienhaus konstruiert, sondern für eine Lebensgemeinschaft. 25 Personen können das deutsche Earthship bewohnen. Mit privaten Schlafstätten aber gemeinschaftlichen Orten, wie der Küche, Ess- und Wohnzimmer. Tempelhof, in Kreßberg bei Crailsheim gelegen, als kleine aber feine Zukunftsgesellschaft, deren Bewohner schon vor der Landung des Earthships nachhaltig und ökologisch gelebt haben, hat nur zu gerne die Möglichkeit ergriffen, dieses Projekt auf ihrem Standort zu verwirklichen. Durch die offenen Behörden konnten die Genehmigungen schneller und unkomplizierter eingeholt werden.

Nun werden sogar weitere Earthships in Deutschland geplant, dieses Mal aber in direkter Kooperation mit Michael Reynolds. Mit Sara Serodio möchte er 3 Earthships in Deutschland gemeinsam bauen. Danach soll sie selbstständig seine deutsche Repräsentantin werden. Die Zukunft deutscher Earthships ist vielversprechend!

4. How To: Das eigene Earthship bauen

Sie fragen sich jetzt eventuell: Also? Was genau muss ich jetzt machen, wenn ich mein eigenes Earthship bauen will?

In Deutschland müssen Sie sich zuerst ein Grundstück kaufen. Für dieses Grundstück besorgen Sie sich eine Baugenehmigung. Baupläne und alle Tipps und Tricks zum Thema Earthships können Sie auf der Website von Michael Reynolds finden. Die Baupläne kosten zwischen 6000 und 10000 Dollar. In den Büchern finden Sie mehr sachliche Angaben und Erfahrungen von Reynolds. Es ist quasi die Anleitung zu den visuellen Bauplänen.

Informieren Sie sich über die Besonderheiten des Klimas an Ihrem Bauort. Wie viel Niederschlag gibt es jährlich? Gibt es extreme Temperaturen? All dies müssen Sie nun in die Planung aufnehmen. Lassen Sie sich beraten. Nicht unbedingt von Reynolds persönlich, aber das Team von Schloss Tempelhof hat ihren gesamten Bauprozess dokumentiert und beantwortet oft auf ihren Social Media-Plattformen Fragen. Auch ist es ratsam mit einem Architekt zusammen zu arbeiten.

Kosten

Mit welchen Kosten müssen Sie rechen? Es unterscheidet sich natürlich je nach Earthship-Modell und Grundstücksgröße. Generell können Sie mit einer Summe zwischen 250.000 – 500.000 Dollar rechnen. Als Rechen-Tipp: Das Earthship Tempelhof musste Kosten in Höhe von 300.000 Euro decken. Allerdings ist dies nur die Summe, welche nach Spenden und Zuschüssen übrig geblieben ist. Und das Haus ist für 25 Personen konzipiert. Für eine einzige Familie ist also kein so großer Lebensraum notwendig.

Übernachten in einem Earthship

Es ist verständlich, wenn Sie zwar das Konzept des Earthships interessant finden, allerdings eher am konventionellen Wohnen interessiert sind. Dennoch ist die Erfahrung, im Earthship zu leben, reizvoll. Besuchen Sie ein Earthship als Hotelgast! Für etwa 120 Euro die Nacht können, je nach Haus, bis zu  4 Personen in einem Earthship übernachten und eine waschechte Öko-Erfahrung sammeln!

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