1. Die Ausbildung zum Bauphysiker
Es gibt verschiedene Ausbildungswege zum Bauphysiker. Bauphysik kann als Vertiefungsfach innerhalb eines Bauingenieur- oder Architekten-Studiums gewählt werden. Auch ähnliche Fachrichtungen bieten diese Ausbildung an. Interessenten, welche diesen Voraussetzungen nicht entsprechen, haben dennoch die Möglichkeit sich für die Weiterbildung zum Bauphysiker zu qualifizieren. Jedoch werden dann eine gleichwertige Ausbildung und Berufserfahrung vorausgesetzt.
Aktuell werden aber auch eigenständige Bachelor- und Masterstudiengänge zum Bauphysiker angeboten. In Deutschland bietet zur Zeit jedoch lediglich die Hochschule für Technik in Stuttgart das Bachelor-Studium Bauphysik an.
Die Master-Ausbildung wird berufsbegleitend an der Universität Stuttgart gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und der Bauhaus-Universität Weimar absolviert . Für die Masterstudiengänge, die jeweils sechs Semester in Anspruch nehmen, fallen jedoch Studiengebühren an. Aufgrund des Angebots von Online-Lehrveranstaltungen, und damit maximal zehn verpflichtenden Präsenztagen, eignet sich das Studium als berufsbegleitende Weiterbildung.
Auch Fortbildungen für Architekten, Ingenieure oder ähnliche Berufsfelder spezialisieren auf den Fachbereich Bauphysik. Sie werden von verschiedenen Anbietern gehalten und sind durchaus kostengünstig buchbar. So werden Sie einfach zum Bauphysiker weitergebildet.
In der Schweiz ist eine spezialisierte Weiterbildung zum Bauphysiker an Fachhochschulen möglich. Diese richtet sich an bereits berufstätige Architekten, Gebäudetechniker, Bauingenieure oder Hochschulabsolventen ähnlicher Fachrichtungen. Hier wird zwischen dem Certificate of Advanced Studies (CAS) und Diploma of Advanced Studies (DAS) unterschieden. Der Zertifikatslehrgang CAS erfordert 900 Präsenz- und Lernstunden und die Lehrgangsdauer beträgt ca. 4 Monate.
Der Unterricht findet nur einmal die Woche statt. So setzen Sie neben der Weiterbildung zum Bauphysiker Ihren Beruf fort. Für eine Absolvierung des DAS ist das CAS obligatorisch. Die Dauer des Diplom-Lehrgangs beträgt dann insgesamt drei Semester. Die maximale Lehrgangszeit beträgt drei Jahre.
2. Die Aufgaben eines Bauphysikers
Ihr Bauphysiker hilft Ihnen dabei, sich rundum wohl zu fühlen. Wie? Er arbeitet vorausschauend und gründlich – schon bevor Sie überhaupt einziehen. Außerdem erkennt der Bauphysiker durch seine Berechnungen Mängel in der Konstruktion und im Baumaterial. Diese lässt er natürlich gleich beheben. Dadurch haben Sie noch viel länger Freude an Ihrem Haus.
Schallschutz – kein Lärm mehr von draußen
Wir leben oft Tür an Tür mit unseren Mitmenschen, besonders in Städten. Und nicht jeder Nachbar ist ein potenzieller bester Freund, mit dem man alles teilen will. Auch wenn es schön ist, dass er Nachwuchs bekommen hat. Nachts wollen Sie dann doch nicht ständig darüber informiert werden. Sondern lieber ungestört schlafen. Der Schallschutz ist deshalb eine wichtige Aufgabe des Bauphysikers. Bei der Planung von Verkehrswegen muss zum Beispiel die ausreichende Entfernung zu Wohngebieten beachtet werden – zur Not helfen Schutzwälle. Ebenso bei Industrie-, Sport- und Freizeitanlagen hilft der Bauphysiker.
Denn Bauphysiker
- erfassen, analysieren und prognostizieren Lärm aus der Umwelt.
- beurteilen die Situation anhand von Gesetzen, Richtlinien und Verordnungen.
- erstellen Gutachten und schlagen Lösungen vor. Sie orientieren sich zum Beispiel an DIN 4109, der Regelung für Schallschutz im Hochbau.
- überwachen und koordinieren die Realisierung dieser Konzepte Nach der Planung.
Wärmeschutz und Feuchtigkeitsschutz – für angenehmes Klima in Ihren vier Wänden
Stellen Sie sich vor, draußen schneit und stürmt es. Aber drinnen ist es warm und gemütlich. Denn Ihr Haus lässt keine Kälte zu Ihnen durchdringen – die Wände sind dicht und die Wärme bleibt drinnen. Dank Ihres Bauphysikers. Neben einer kuschelig-warmen Atmosphäre haben Sie so auch noch niedrige Heizkosten. Und sparen bares Geld.
Der Bauphysiker untersucht die Wärmeverteilung in Ihrem Haus und die Reaktion von Bauteilen auf Wärme. Dabei stützt er sich auf eine Reihe von Richtlinien (DIN 4108) und der Energieeinsparverordnung (EnEV), die im Jahre 2002 ins Leben gerufen wurde. Damit wird der CO2-Ausstoß verringert. Der Bauphysiker ist als auch da, um der Umwelt zu helfen.
Hierfür zieht der Bauphysiker zum einen die klimatischen Vorgänge im Haus und die Eigenschaften der Baustoffe heran. Dabei ist es aber auch wichtig für ihn, den Feuchtigkeitsschutz mit zu betrachten. Denn eine feuchte Dämmung büßt viel Wärme ein. Zudem entsteht durch Feuchtigkeit oft Schimmel. Das kommt Ihrer Gesundheit sicher nicht zu Gute. Daher kommt der Bauphysiker der Feuchtigkeit zuvor.
Durch modernste Geräte und Software macht der Bauphysiker Wärmeströme und Temperaturverläufe sichtbar. So erkennt er, wo es zieht und wo sich die Wärme eher staut. Und er bestimmt, welche Wände oder Fenster noch gedämmt werden müssen, damit die Wärme in Ihrem Haus bleibt.
Regenschutz – Feuchtigkeit hat keine Chance
Basis für den Feuchtigkeitsschutz ist natürlich der Regenschutz. Nur mit einem ordentlichen Außenschutz bleiben alle Bauteile intakt. Auch hier muss sich der Bauphysiker an eine Reihe von Normen halten (DIN 4108).
Dabei wird geregelt
- inwieweit Putze Wasser aufnehmen können und dürfen.
- aber auch die Einberechnung des Windes ist hier wichtig. Damit gewährleistet Ihr Bauphysiker, dass kein Wasser durch etwaige Risse in das Haus kommt.
Der Bauphysiker muss zu diesem Zwecke die Regenbeanspruchungszonen heranziehen, die der Deutsche Wetterdienst erstellt hat. Je höher die Zahl der Zone, umso mehr Regen fällt in diesem Gebiet. Aufgrund dieser physikalischen Gegebenheiten berechnet der Bauphysiker die Anforderungen an die Außenmaterialien in Ihrem Haus. So können Sie sicher sein, dass kein Wasser ins Haus kommt.
Bauakustik – endlich Stille in Ihrem Haus
Schützen Sie sich gegen den Lärm der Umwelt. Die Geräusche innerhalb Ihres eigenen Hauses und seiner Materialien können Sie von Anfang an begrenzen. Schritte müssen nicht im ganzen Gebäude hörbar sein. Außerdem wirken sich bauakustische Eigenschaften auf Ihr Wohlbefinden aus. Hier berät Sie Ihr Bauphysiker und fördert dabei auch noch Ihre Baugenehmigung.
Schon in der Planungsphase unterstützt der Bauphysiker Ihren Architekten und Sie als Bauherr. Denn für die Baugenehmigung brauchen Sie schalltechnische Nachweise. Der Bauphysiker erbringt diese Nachweise, indem er den Baulärm vorausberechnet. Das gilt für schall-leitende Bauteile und Konstruktionen ebenso wie für Geräusche bei der Installation von Wänden, Decken, Dächern, Fenstern und Türen.
Bei Bauakustik sollen Räume vor fremdem äußeren Geräuschen schützen, aber auch vor Lauten, die im Gebäude entstehen. Das kann beispielsweise das Pochen der Heizung sein. Das Stichwort hier ist die richtige Dämmung mit dem richtigen Material.
Hier unterscheidet der Bauphysiker zwischen
- schwingungsfähigen Materialien, also harten Baustoffen wie Beton oder Granit.
- und weichen Materialien, zum Beispiel Dämmstoffen oder elastischen Trennschichten.
Ihr Bauphysiker weiß auch, wie die Materialien richtig verwendet werden, damit keine Schallbrücken auftreten. Solche, den Lärm leitenden Hohlräume finden sich zum Beispiel in Trennwänden, aber auch in Treppenhäusern. Der Bauphysiker misst Schallbrücken und erarbeitet Lösungen, um sie zu vermeiden oder zu dämmen.
Raumakustik – optimale Sprach-Verständlichkeit garantiert
Ähnlich sieht es mit der Raumakustik aus. Sprach-Verständlichkeit und geringerer Hall sind beispielsweise für Tagungsräume und auch in Büros unerlässlich. In privaten Räumen spielt dies sicherlich weniger eine Rolle. Der Bauphysiker untersucht Schallfelder und die Verteilung von Schallenergie im Raum. Er misst, wie lange Worte nachhallen, ob Silben verschluckt werden und ob gesprochene Sprache gut verständlich ist. Anschließend entwirft der Bauphysiker Anforderungen an die Räume, die eine optimale Verständlichkeit bewirken. Seine Berechnungen werden dann beim Bau umgesetzt: Größe und Form des Raums spielen hier eine Rolle, ebenso Decken- und Wandgestaltung sowie Einrichtungen und Beschallungstechnik.
Erschütterungsschutz – damit Sie keinen Erdstoß bemerken
Sie haben einen schönen Bauplatz und planen ein wunderschönes Haus. Aber leider fährt der Zug alle paar Minuten direkt daran vorbei. Oder LKW donnern über die anliegende Straße. Oft kann man sich keinen Bauplatz in allzu idyllischer Lage auswählen. Dass jedoch die Erschütterungen von draußen nicht auch Ihr Haus zum Beben bringen, dafür sorgt Ihr Bauphysiker.
Der Bauphysiker misst die Erschütterungen und stellt sicher, dass die dem Menschen zumutbaren Werte gemäß DIN 4150 eingehalten werden. Und das gilt nicht nur bei Schienen- und Straßenverkehr, sondern auch bei gewerblichen Anlagen wie lauten Fabriken. Und auch im Fall von Sprengung oder Abriss eines Gebäudes in Ihrer Nähe steht der Bauphysiker zur Stelle. Er gewährleistet also einen ausreichenden Wohnstandard in Ihrem Haus.
3. Wie hat sich die Bauphysik entwickelt?
Wer hört das nicht gerne. Durch Dämm-Maßnahmen kann viel Geld und Energie eingespart werden. Vor allem im Winter ist eine gute Wärmedämmung unbedingt nötig. Außerdem, wer will schon den Straßenverkehr von draußen hören oder den Nachbarn von nebenan?
Genau hierfür ist der Bauphysiker da. Er ist ihr Fachberater rund um die Themen Dämmung und Schutz. Dieser Beruf ist mittlerweile nicht mehr weg zu denken, denn steigende Komfortbedürfnisse der Menschen verlangen nach besser werdendem Schallschutz und Wärmeisolierungen.
Auch wurde durch viele Ereignisse, wie etwaige Ölkrisen, gezeigt, dass Umweltverschmutzung minimiert werden muss. Es gilt also: Ökologisch denken ist voll im Trend. Dadurch dass man durch gute Dämmung außerdem weniger Energieressourcen verbraucht, freut sich nicht nur der Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.
4. Ihr Bauphysikbüro – wer braucht es?
Die Welt, in der wir leben, wird immer hektischer. Kennen Sie das Gefühl, einfach mal abschalten zu wollen? Denn wie gut tut es doch, sich nach getaner Arbeit in die eigenen vier Wände zurückzuziehen. Um einfach zu entspannen und sich vom stressigen Alltag zu erholen. Doch wenn der Nachbar nebenan meint, er müsse das Haus auf den Kopf stellen, ist es vorbei mit der Entspannung. Damit wieder Stille in Ihre eigenen vier Wände einkehrt, steht Ihnen Ihr Bauphysiker zur Seite.
Was ist Bauphysik?
Ihr Bauphysiker
- untersucht mit der Bauphysik erst einmal die Bautechnik eines jeden Hauses.
- testet damit verbunden die Dichte der Wände auf Wärme, Schall und Feuchtigkeit. Nicht zu vernachlässigen gilt es den Brandschutz, der auch eng mit dem Schall- und Wärmeschutz verbunden ist. Kein Wunder also auch, dass der Bauphysiker immer wichtiger wird.
- schaut voraus und bezieht Umwelteinflüsse in seine Pläne mit ein. Damit fühlen Sie sich später in Ihrem Heim wohl. Worin genau der Bauphysiker Sie unterstützt, das erfahren Sie hier.
5. Trends und Neuheiten in der Bauphysik
Für viele Menschen steht neben der geeigneten Schalldämmung auch nachhaltiges Bauen im Vordergrund. So liegt zum Beispiel Dämmmaterial aus Holz voll im Trend. Oder wie wäre es, wenn Ihre Fassaden-Elemente dünne Solarzellen-Schichten enthalten würden? Diese könnten dann nach Bedarf die gespeicherte Sonnenenergie in Form von Wärme in Ihr Haus abgeben. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ziemlich günstig für Ihr Budget.
Aber auch durch die voranschreitende Digitalisierung ergeben sich neue Möglichkeiten. Sie können Ihr Haus mit Ihrer Gebäudetechnik und Infrastruktur optimal verknüpfen. Somit wird Energie nur dann verbraucht, wenn Sie auch wirklich im Haus sind. Durch immer neuere IT-Lösungen ermöglicht Ihnen der Bauphysiker immer bessere Möglichkeiten, um ihr Haus bestmöglich zu dämmen. Fragen Sie doch mal nach und erkundigen sich nach weiteren Trends.