1. Wie wichtig ist eine Bauleistungsversicherung?
Mit einer Bauleistungsversicherung, auch Bauversicherung oder Bauwesenversicherung genannt, ist das Bauvorhaben gegen finanzielle Folgen von unvorhergesehenen Schäden während der Bauphase abgesichert. Dieser Schutz gilt vom ersten Tag des Baubeginns bis zur Fertigstellung. Der Versicherungsschutz ist nicht nur für Bauherren, sondern auch für Bauunternehmen und Bauträger empfehlenswert. Oft ist die Versicherung Bestandteil der Gebäudeneubau-Versicherung. Prüfen Sie dies, bevor Sie einen Einzelvertrag abschließen.
Von den in Deutschland umgesetzten Bauvorhaben erleiden durchschnittlich die Hälfte gravierende Schäden in der Bauphase. Während der Bauarbeiten kommt es nämlich öfters vor, dass:
- Der Kranführer unachtsam ist und mit dem Kran das Dach beschädigt.
- Der neu ausgebaute Keller bei einem Unwetter überflutet wird.
- Randalierer sich auf Ihren neuen Wänden verewigen.
Solche Vorfälle sind teuer, verlängern die Bauzeit oder bringen das Bauvorhaben komplett zum Erliegen. Es ist in der Praxis meist schwierig, den Verantwortungsbereich des Schadens klar festzustellen. Teure und langwierige Auseinandersetzungen können die Folge sein. Der Versicherungsschutz, der durch die Police besteht, nimmt Bauherren und Bauunternehmen die Sorge.
Die Finanzierung des Bauvorhabens ist meist eng gesetzt. Damit in Notsituationen nicht das ganze Bauvorhaben zum Stillstand kommt, springt die Bauwesenversicherung ein.
2. Abgedeckte Schäden durch die Bauleistungsversicherung
Beim Hausbau kann so einiges schiefgehen. Wenn Sie schlafen, ist Ihre Baustelle und das verlassene Grundstück besonders gefährdet. Verbotsschilder oder Bauzäune helfen hier wenig. Was tun, wenn Unbekannte die neu eingesetzten Fenster zerschlagen? Dank der Bauwesenversicherung sind Sie auf alles vorbereitet – lehnen Sie sich beruhigt zurück.
Die Bauleistungsversicherung sichert den Diebstahl bereits verbauter Teile, Missgeschick eines Arbeiters, Vandalismus, Material- und Konstruktionsfehler sowie Glasbruchschäden bis Bauende ab.
Je nach Bedarf decken Sie mit der Bauleistungsversicherung folgende Schäden ab:
- Absicherung gegen Witterung.
- Sturm- und Leistungswasserschäden.
- Schadensuchkosten.
- Kosten für Baugrund und Boden.
- Schäden an der Photovoltaikanlage.
- Aufräumkosten.
Nicht abgesichert sind Feuer, Blitzschlag, Explosionen. Hier greift die Feuerrohbauversicherung. Weiter gibt es keine Leistung bei gewöhnlichen und ungewöhnlichen Wetterumständen. Hierunter fallen beispielsweise Witterungsschäden durch Dauerfrost im Winter, heftiger Wind oder Regen. Die Bauwesenversicherung schützt nicht vor Insolvenz des Bauunternehmens oder Pfusch am Bau.
Bis auf die gesetzlichen Vorgaben bestimmt die Versicherungsgesellschaft selbst, welche Leistungen in die Tarife aufgenommen werden. Die Gesellschaft bestimmt also frei, welche Schadensauslöser ein- oder ausgeschlossen werden. Grundsätzlich gilt: Je umfassender der Leistungskatalog, desto höher die Kosten.
3. Kosten einer Bauleistungsversicherung
Die Kosten für den Bauherren hängen neben dem Leistungsumfang auch von der Größe des Bauvorhabens ab. Hierzu muss die komplette Bausumme ermittelt werden, damit eine optimale Absicherung gewährleistet ist.
Die Bausumme umfasst vom ersten Spatenstich bis hin zur Fertigstellung alle Kosten am Bau. Der Grundstückspreis, die Erschließungskosten, die Stromversorgung sowie der Anschluss an das Kanalisationssystem zählen nicht dazu. Vergessen Sie bei der Ermittlung der Baukosten keinesfalls die geplanten Eigenleistungen.
Diese haben einen Wert und werden von der Versicherungsgesellschaft berücksichtigt. Es werden alle Ausgaben und Kosten einer Baufinanzierung verstanden, welche entstehen bis der Bau bezugsfertig ist. Die Summe setzt sich aus allen Kostenvoranschlägen zusammen, welche direkt und mittelbar mit dem Hausbau in Zusammenhang stehen.
Handelt es sich bei Ihrem Bauvorhaben um einen kompletten Neubau, einen Anbau oder einen Umbau? Diese Faktoren machen einen erheblichen Unterschied bei der Versicherung. Gerade ein Umbau mit einem Eingriff in die bestehende tragende Konstruktion stellt einen Risiko- und Kostenfaktor dar.
Die Kosten beziehungsweise Prämien einer Bauwesenversicherung setzen sich demnach aus verschiedenen Faktoren zusammen:
- Bausumme.
- Wohnfläche.
- Bauzeit.
- Bauart.
Der Betrag ändert sich für jedes Bauvorhaben und wird individuell ermittelt und angepasst.
Nehmen wir als Rechenbeispiel ein Einfamilienhaus mit der Bausumme 180.000 Euro. Je nach Tarif und Gesellschaft können die Kosten zwischen 177 Euro und 595 Euro betragen. Die Prämien sind als Einmalzahlung zu tätigen. Bei einer Bausumme von 250.000 Euro ist eine günstige Bauleistungsversicherung bereits für einen Einmalbetrag von unter 300 Euro abschließbar. Sie planen mit Baukosten in Höhe von 300.000 Euro? Dann erhöht sich der Betrag etwa um 50 Euro.
In der Regel gibt es keine Bauleistungsversicherung ohne jeglichen Selbstbehalt. Beachten Sie, dass die Höhe der Selbstbeteiligung so gewählt ist, dass Sie im Falle eines Schadens die Ausgaben zur Regulierung übernehmen können. So ist die Finanzierung des Bauvorhabens nicht gefährdet. Bei den meisten Tarifen beträgt der Selbstbehalt zwischen 150 und 500 Euro.
4. Richtige Deckungssumme bestimmen
Es ist wichtig, die richtige Höhe der Deckungssumme zu bestimmen. Der Versicherungsnehmer muss im Schadensfall sonst einen Teil des Schadens selbst übernehmen. In der Regel reicht es aus, die Höhe des Immobilienkredits sowie den Kostenvoranschlag der Baufirma vorlegen zu können.
Wird das Bauvorhaben teurer oder geht es länger als geplant, muss dies umgehend gemeldet und die Versicherung angepasst werden. Ist zwischenzeitlich ein Schaden eingetreten, kann es für eine Nachmeldung zu spät sein. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Leistungskürzung kommen. Sie trifft keine Schuld, dass die Versicherung nicht umgehend von den höheren Baukosten erfahren hat? Dann darf der Versicherer Ihnen nicht die Zahlung kürzen. Diese Versicherung wird mit einem Einmalbeitrag bezahlt. Wird der Bau später vermietet und nicht selbst genutzt, kann sie von der Steuer abgesetzt werden.
5. Laufzeit einer Bauleistungsversicherung
Die Versicherung sollte über die gesamte Bauzeit abgeschlossen werden. Oft ist die Laufzeit jedoch auf 12 oder 24 Monate begrenzt. Sollte das Bauvorhaben länger dauern, muss rechtzeitig eine Verlängerung beantragt werden. In der Regel ist das mit einem einmaligen Zuschlag zum Versicherungsbeitrag möglich. Der Vertrag endet schon vor Ablauf der Zwei-Jahres-Frist, wenn das Haus bezugsfertig ist und von der Baubehörde abgenommen wurde. Alternativ endet sie sechs Werktage nach Beginn der Nutzung. Als Bauherr müssen sie dem Versicherer kurz Bescheid geben.
6. Wie Sie die passende Bauversicherung für Ihr Vorhaben finden
Es bietet sich an, alle baurelevanten Versicherungen über eine Versicherungsgesellschaft abzuschließen. Suchen Sie sich vor Baubeginn eine Wohngebäudeversicherung. Diese schützt Ihr Haus während der Bauphase kostenfrei als Feuerrohbauversicherung. Sobald das Haus bezugsfertig ist, greift sie dann als beitragspflichtige Wohngebäudeversicherung.
Kombiniert mit einer Bauwesenversicherung, sowie der Bauherrenhaftpflicht, sind sie rundum abgesichert. Dadurch riskieren Sie keine finanziellen Verluste durch Schäden am Bau oder dritter Personen. In der Regel benötigen Sie diese Versicherungen erst, wenn der Bau tatsächlich beginnt. Für ein Baugrundstück, welches Sie zunächst nur erworben haben, benötigen Sie keine Versicherung. Hier werden weder Material noch Werkzeug verwendet.
Weitere Absicherungen für Bauvorhaben
Unter diesem Link informieren Sie sich umfassend über die Bedeutung der Bauversicherung.
Schutz vor Schäden an Dritten durch Bauherrenhaftpflicht
Noch wichtiger ist die Bauherrenhaftpflichtversicherung. Sie schützt gelegentliche, eingeladene oder ungebetene Besucher auf Ihrer Baustelle. Sie übernimmt die Kosten im Schadensfall und schützt Sie vor unberechtigten Ansprüchen der gesetzlichen Haftpflichtbestimmung. So sparen Sie Geld und Nerven. Hierzu bildet die Bauwesenversicherung eine sehr gute Ergänzung zum Schutz Ihres Bauvorhabens.
Rechtsschutzversicherung für Bauherren
Die Rechtsschutzversicherung für Bauherren ist eine sinnvolle Ergänzung zur Bauwesenversicherung. Sie springt ein, wenn Sie eine eigene Forderung durchsetzen möchten oder Forderungen von Dritten gestellt werden und Sie sich juristisch zur Wehr setzen müssen. Eine Baustelle birgt nicht nur zahlreiche Risiken. Durch die häufig beträchtlichen Bausummen können auch schnell hohe Streitwerte entstehen. Bauunternehmen sind in der Lage, eine Rechtschutzversicherung für das Baugewerbe abzuschließen.
Bauhelferversicherung
Sie beschäftigen Nachbarn oder Freunde auf Ihrer Baustelle oder wollen selbst am Bau mitarbeiten? Dann schützt die Bauhelferversicherung alle Mitarbeiter im Falle eines Unfalls. Daher müssen Sie nicht selbst für die ärztlichen Behandlungen oder andere Kosten aufkommen. Beauftragte Unternehmen sind im Normalfall selbst versichert. Fragen Sie hier vor Beginn dennoch nach.
Feuerrohbauversicherung
Da Feuer und Explosion nicht in der Bauleistungsversicherung abgesichert sind, wird hier eine zusätzliche Absicherung benötigt. Fängt Ihr Rohbau Feuer, bauen Sie ihn ohne zusätzliche Kosten wieder auf.
Elementarschadenversicherung
Sie wohnen in einem Gebiet, in dem es öfter zu Überschwemmungen, Erdbeben, Lawinen oder Erdrutschen kommt? Dann ist eine Elementarschadenversicherung sinnvoll. Elementarschäden sind Schäden, die durch Naturgewalten wie Hochwasser oder Starkregen verursacht werden.
7. Die Bauleistungsversicherung ist eine sinnvolle Investition
Für den einmaligen Bau Ihres Traumhauses ist eine Bauleistungsversicherung mehr als sinnvoll.
Sie haben sich Gedanken über den Innenausbau, die Zimmeraufteilung, sowie die Wandfarbe gemacht und haben Ihr Eigenheim im Kopf wunderschön eingerichtet. Der Bau geht los und Sie freuen sich tierisch auf die Ergebnisse.
Doch dann kommt in der Rohbauphase ein enormes Unwetter. Dabei wird der Boden abgeschwemmt, die Bodenplatte gibt nach und ihr schöner Rohbau ist ein Totalschaden. Er muss abgerissen und neu aufgebaut werden. Der Schaden beläuft sich auf 45.000 Euro. Wenn nun die Finanzierung eng gestrickt ist, entstehen Probleme mit der Bank. Die Bauwesenversicherung kommt genau für solche Fälle auf. Sie kann den Schaden zwar nicht verhindern, sichert Sie jedoch gegen die finanziellen Risiken ab. Eine Bauleistungsversicherung ist für jedes Bauvorhaben sinnvoll. Die Kosten sind im Verhältnis zum Schutz relativ gering.
8. Abschluss einer Bauleistungsversicherung
Am besten schließen Sie die Bauleistungsversicherung vor dem eigentlichen Beginn der Baumaßnahmen ab. Nur so sind sämtliche Bauteile, Baustoffe und Bauleistungen gegen Schäden abgesichert. Jedes Bauvorhaben weist andere Anforderungen an den Versicherungsschutz auf. Den optimalen Versicherungsschutz finden Sie am besten mit Hilfe eines individuellen Vergleichs oder eine fachmännische Beratung. Achten Sie beim Vergleich auf Preis und Leistung.
So gehen Sie vor:
- Damit Sie Ihr Bauvorhaben von Anfang an schützen, schließen Sie die Bauleistungsversicherung vor Baubeginn ab.
- Die Kosten ergeben sich aus der konkreten Bausumme. Diese ermitteln Sie, durch das Addieren der einzelnen Kostenvoranschläge.
- Beim Vergleich der einzelnen Anbieter achten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auf die mitversicherten Leistungen.
- Melden Sie Mehrkosten oder eine Bauverlängerung unbedingt dem Versicherer.
Mit den richtigen Versicherungen sind alle Gefahren für Ihren Bau aus Ihrem Kopf gestrichen. Da die Bauversicherung im Schadensfall die Kosten übernimmt, bleiben Ihnen Geldsorgen erspart. Lehnen Sie sich einfach zurück und genießen Sie den Fortschritt an Ihrem Eigenheim. Ihre Versicherung hält Ihnen dabei den Kopf frei.