1. Was ist barrierefreies Bauen?
Barrierefreies Bauen erleichtert Personen mit besonderen Bedürfnissen den Alltag. Das macht die Nutzung der Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung jeglicher Art möglich. Hör- und Sehbehinderungen, Einschränkungen der Mobilität, Alter und kognitive Behinderungen sind hierbei inbegriffen. Sind all diese Bedürfnisse im Einklang mit dem Wohnraum, ist er barrierefrei und behindertengerecht.
Von Anfang an beherzigt barrierefreies Bauen die besonderen Bedürfnisse. Denn schon Fundament und Rohbau eines Hauses sind entscheidend für behindertengerechtes Wohnen. Hierbei ist die Überwindung von Türschwellen oder Treppen längst nicht alles. Denn barrierefreies Bauen ist kein Extra zum herkömmlichen Bauen, sondern ein eigener Standard.
Strenge Auflagen schützen den Begriff „barrierefreies Bauen“. Seine Ansprüche sind gesetzlich in der DIN 18040 verankert. Dieses neue Konzept ist obendrein ein Wohnstil mit eigenem Komfort. Überlegen Sie Ihre eigenen vier Wände behindertengerecht zu gestalten? Dann informieren Sie sich im Folgenden über die Anforderungen und Vorteile.
2. Wer braucht behindertengerechten Wohnraum?
Behindertengerechter Wohnraum ist nützlich für alle. Auf den ersten Blick sind nur Menschen mit besonderen Bedürfnissen betroffen. Zudem sind die Bedingungen vielzählig.
- Höherer Komfort ist nicht nur behindertengerecht, er kommt allen zugute. Barrierefreies Bauen bedeutet nämlich ein großzügiges Raumkonzept.
- Viel Platz und Tageslicht durch große Fenster gehören ebenfalls zu seinen Standards.
- Die Lebensqualität wird durch ein modernes Ambiente gesteigert.
- Automatisierung von Lüftung, Heizung und Licht ebnen zudem den Weg zum Smart Home. All dies gehört zu einer zukunftsweisenden Wohnform.
Denken Sie aber auch an die weiteren Vorteile. Denn barrierefreies Bauen macht das Leben in gewohnter Umgebung bis ins hohe Alter möglich. Ein späterer behindertengerechter Umbau Ihres Eigenheims ist dann nicht mehr erforderlich. Im Alltag profitieren Sie von einer perfekt auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmten Umgebung. Wenn Sie sich beim Sport verletzen, ist eine behindertengerechte Umgebung optimal zur schnellen Genesung. Auch Ihr Besuch mit eingeschränkter Mobilität wird es Ihnen danken.
Ein weiterer Wink in die Zukunft: Barrierefreies Bauen ist die ideale Grundlage eines Mehrgenerationen-Hauses. Alle profitieren von einer durchdachten Umgebung. Denn auch Mittzwanziger tragen ihre Einkaufstüten ungern fünf Stockwerke nach oben. Ebenso nutzen junge Familien lieber Rampen, anstatt den Kinderwagen über die Treppe zu heben.
Barrierefreies Bauen und dessen Zielgruppen im Überblick:
- Personen mit Einschränkungen jeglicher Art.
- Insbesondere Rollator- und Rollstuhlnutzer.
- Senioren.
- Nutzer des ambulanten Pflegediensts.
- Sportler mit hohem Verletzungsrisiko.
- Familien mit kleinen Kindern und Kinderwagen.
- Alle, die Komfort und innovatives Wohnen lieben.
3. Barrierefreies Bauen und Pflege
Der demografische Wandel schreitet in Deutschland weiter fort. Durch bessere Lebensbedingungen steigt die Lebenserwartung und mehr Menschen erreichen gesund das Rentenalter. Altert die Gesellschaft, ändern sich auch die Anforderungen an das Bauen und Wohnen.
Planen Sie auch im hohen Alter in ihrer gewohnten Umgebung zu leben? Oft lässt die Bauweise Ihres Hauses dies aber nicht zu. Treppen, Türschwellen und Wannenränder sind täglich zu überwinden. Das alles kostet Kraft und birgt ein Verletzungsrisiko für Menschen mit Handicap. Viele erwägen daher den Umzug in ein Pflegeheim, obwohl sie noch selbstständig sind.
Die Pflege folgt zurzeit dem Grundsatz: Bedürftige sind solange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu betreuen. Dies sorgt für das Wohlbefinden der Patienten und reduziert Sozialkosten. Stationäre Pflegeplätze sind nämlich kostenintensiv. Der ambulante Pflegedienst ist aber nur dann handlungsfähig, wenn die häuslichen Bedingungen gegeben sind. Herrscht Platzmangel im Haushalt, kommt es zu Komplikationen. Um die ambulante Pflege zu ermöglichen, ist barrierefreies Bauen die beste Vorsorge. Barrierefreies Bauen trägt zur Normalisierung des Alltags behinderter Menschen bei. Es leistet damit Vorschub zu einer besseren Inklusion.
4. Kosten und Förderung für barrierefreies Bauen
Kosten die erhöhten Anforderungen der Barrierefreiheit auch mehr? Zu einem erstaunlichen Ergebnis kommt die Studie „Barrierefreies Bauen im Kostenvergleich“. Wohnungen von Beginn an nach DIN 18040-2 behindertengerecht zu planen, zahlt sich aus. Die Mehrkosten belaufen sich dann nur auf etwa 1% der Baukosten.
Höhere Anforderungen stellt jedoch die Norm für uneingeschränkte Rollstuhlnutzung. Führt dies zu weiteren Kosten? Fahrstühle und Rollrampen für Kinderwägen sind ohnehin Standard in Wohnkomplexen mit mindestens drei Etagen. Daher sind Mehrkosten für rollstuhlgerechtes Wohnen kaum spürbar, berücksichtigen Bauherrn bestimmte Anpassungen von Beginn an. Das betrifft zum Beispiel die Breite von Türen, die Höhe von Klinken und schwellenlose Übergänge.
Fazit: Barrierefreies Bauen ist eine Frage der Planung. Der Umbau einer vorhandenen Wohnung dagegen ist wesentlich teurer. So sind beispielsweise Türen nachträglich breiter zu gestalten oder Fahrstühle einzubauen. Die oben genannte Studie bezieht sich auf den Wohnungsbau in Städten. Sie fordert, dass barrierefreies Bauen zu einem neuen Standard wird. Nicht nur der Umbau, sondern auch der Neubau gehört daher gefördert.
Barrierefreies Bauen – Neubau und Umbau im Vergleich
Neubau | Umbau |
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Die Umbaumaßnahmen für behindertengerechtes Wohnen sind kostenintensiv. Oft sind hierfür Eingriffe in die Bausubstanz nötig. Barrierefreies Bauen lässt sich deshalb am besten schon mit dem Neubau verwirklichen. Teure Umbaumaßnahmen, die bei einem Neubau zu vermeiden sind:
- Verbreiterung der Türen.
- Fensterversetzung/-vergrößerung.
- Installation von Rampen und Gefälleausgleich.
- Schwellen abbauen.
- Versetzung von Steckdosen.
- Treppengeländer mit speziellen Handläufen.
- Rutschfeste Böden.
Im Gegensatz zum barrierefreien Neubau wird der behindertengerechte Umbau in Deutschland gefördert. Folgende Fördermöglichkeiten stehen bereits zur Verfügung:
Altersgerecht Umbauen – Kredit
- Barrieren reduzieren.
- Einbruchschutz.
- Kauf von barrierereduzierten Wohnungen.
- Höhe: 50.000.
- Altersunabhängig.
- Optionaler Zuschuss von 6.250 Euro.
Baudarlehen des Landes für barrierefreies Bauen:
- Nach WoFG: Wohnraumfördergesetz.
- Je nach Bundesland verschieden.
- Voraussetzung: Neubau und Erwerb einer Hauptwohnung.
- Zusätzliche Förderung bei Behinderung.
Unterstützung der Pflegeversicherung für behindertengerechtes Wohnen:
- Reduzierung von Barrieren.
- Voraussetzung: Pflegegrad.
- 4000 Euro Erstförderung.
- Zusätzliche 4000 Euro bei weiterer Erhöhung des Pflegegrads.
Unterstützung des Sozialamts:
- Behindertengerechte Anpassung.
- Vermögens- und einkommensabhängiger/s Zuschuss/Darlehen.
- Auch für schwerbehinderte Arbeitnehmer.
Ihr Neubau ist zudem mit herkömmlichen Förderungen zu finanzieren. Mehr finden Sie unter Baufinanzierung. Informieren Sie sich zusätzlich auch bei Ihrer örtlichen Wohnberatungsstelle für Ihr konkretes Bauvorhaben. Ebenso klären professionelle und spezialisierte Baufirmen auf.
5. Umsetzung der Maßnahmen für barrierefreies Bauen
Planen Sie einen behindertengerechten Neubau? Es gelten hierfür folgende Empfehlungen an Bauherren.
Der Hauseingang
Gestalten Sie bereits den Weg zu Ihrem Haus behindertengerecht. Ideal ist eine Neigung unter 6 Prozent und ein rutschfestes Profil. Dies erleichtert auch die Benutzung im Winter und beispielsweise den Umzug und Möbeltransport. Vermeiden Sie auch Türschwellen, um Stolperfallen zu minimieren. Ist dies bautechnisch nicht möglich, ist eine Erhebung um bis zu 20 mm noch barrierefrei.
Geben Sie dem Hauseingang einen markanten farblichen Kontrast, sodass er leicht auffindbar ist. Schlösser und Klinken sind im Idealfall leichtgängig. Überlegen Sie auch, automatische oder kraftunterstützende Türöffner zu installieren. Dies erleichtert das Hereintragen von Einkäufen.
Barrierefreier Fahrstuhl
Ein Aufzug ist bei Wohnhäusern ab drei Stockwerken Standard. Im Eigenheim einen Fahrstuhl zu installieren, ist jedoch äußerst kostspielig. Ein Treppensitzlift kostet bis zu 10.000 Euro, ein Fahrstuhl für zwei oder drei Etagen 30.000 Euro.
Barrierefreies Bauen: Türen
Weitestgehend schwellenfreie Türen sind erforderlich. Denn eine Erhebung ist nur bis zu 20 mm zulässig. Die Türbreite misst nach der gesetzlichen Norm mindestens 90 cm. Achten Sie zudem auf eine gute Erreichbarkeit von Türklinken. Für Rollstuhlfahrer sind sie auf einer Höhe von 85-105cm uneingeschränkt zu erreichen.
Behindertengerechtes Raum-Konzept
Barrierefreies Bauen bedeutet Freiräume schaffen. Eine Wohnung nach der gesetzlichen Norm umzubauen, ist mit Schwierigkeiten verbunden. Hierbei mangelt es häufig an Platz. Planen Sie also Bewegungsflächen ein. Vor den Armaturen in Küche und Bad ist eine freie Fläche von 150 cm gefordert. So sind sie leicht mit Rollstuhl oder Rollator zu erreichen. Die Norm schreibt weiterhin eine Breite der Flure von mindestens 120 cm vor. Eine rollstuhlgerechte Wohnung hat zudem Wendeflächen von 150x150cm. Genügend Raum braucht auch das Schlafzimmer. Hinlegen und Aufstehen mit Rollstühlen, Rollatoren und Gehhilfen erfordert Platz rund um das Bett.
Behindertengerechte Bäder
Ein behindertengerechtes Bad ist eine Erleichterung für Ältere oder für Menschen mit Verletzungen. Zudem stellt es für die ambulante Pflege eine wesentliche Hilfe dar. Spiegel und Waschbecken haben eine niedrige Nutzerhöhe und können leicht bedient werden. Eine bodengleiche Dusche betreten und verlassen Sie auch im Alter mit Leichtigkeit.
Trittsichere und rutschfeste Fliesen sorgen für zusätzliche Sicherheit. Auch eine Sitzgelegenheit und Haltegriffe im Bad geben ein großes Maß an Selbstständigkeit zurück. Die tägliche Hygiene ist eine Aufgabe, die Sie Ihr ganzes Leben lang autonom erledigen wollen? Ihr Bad ist ein Schlüsselelement der Barrierefreiheit.
Balkon und Fenster barrierefrei
Frische Luft und Vitamin D aufzutanken, ist essenziell. Deswegen ist ein Balkon unersetzlich in einer barrierefreien Wohnung. Er steht für Erholung und Komfort und ist im Idealfall behindertengerecht zugänglich. Das heißt, vermeiden Sie hier eine Türschwelle. Eine Schiebetür aus Glas überragt dabei andere Lösungen.
Planen Sie große und niedrige Fenster für behindertengerechtes Wohnen ein. Denn im Sitzen ist der Blick durch ein Fenster noch erholsamer. Eine Wohnung, durch die viel Sonnenlicht strömt, sorgt für hohe Lebensqualität und für mehr Sicherheit. Gute Belichtung hebt nämlich die Stimmung und verringert das Unfallrisiko im Haushalt.
Das manuelle Öffnen der Fenster und Türen wird durch eine Automatik obsolet. Daher erleichtern automatische Fenster- oder kraftunterstützte Türöffner den Alltag ungemein. Von hier aus ist der Schritt nicht weit zu automatisierten Heiz- und Lüftsystemen. Das Smart Home ist eine ideale Ergänzung einer behindertengerechten Wohnumgebung. Erfahren Sie mehr über Automatisierung, Fernsteuerung und Smart Home Bus-Systeme.
Welche Dinge sind zu beachten, die nicht sofort ins Auge fallen? Sorgen Sie für eine reibungslose Bedienbarkeit von:
- Türen und Fenstern.
- Schlössern und Klinken.
- Schaltern.
- Schubladen und Scharnieren.
- Wasserhähnen.
Klemmende Schubladen, Wasserhähne und schwergängige Scharniere bergen eine unterschätzte Verletzungsgefahr. Sorgen Sie hier für mehr Sicherheit und eine erleichterte Bedienung in Ihren vier Wänden! Ein Tipp für Ihr Eigenheim: Die Norm für eine Rollstuhlnutzung konsequent durchzusetzen, ist sehr aufwendig. Sie erfordert nämlich eine detaillierte Planung. Passen Sie Ihre Wohnung einfach Ihren individuellen Bedürfnissen an. Denn bereits eine barrierereduzierte Variante bietet großen Komfort.
Checkliste: Barrierefreies Bauen – die Umsetzung
- Sind Haus und Wohnung barrierefrei zugänglich?
- Ist ein Aufzug bei drei oder mehr Stockwerken vorhanden?
- Haben die Türen eine Breite von 90 cm?
- Stimmt die Größe der Bewegungsflächen?
- Besteht Wendemöglichkeit für Rollstuhlfahrer?
- Sind die Bäder behindertengerecht?
- Ist ein barrierefreier Zugang zum Balkon möglich?
6. Vor- und Nachteile von barrierefreiem Bauen
Vorteile | Nachteile |
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7. Barrierefreies Bauen vereint Komfort und Nachhaltigkeit
Barrierefreies Bauen steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Dabei hat dieses Konzept ein hohes Potenzial. Lebensqualität, Komfort und Modernisierung gehören zum Profil des behindertengerechten Wohnens. Die Kosten der Baumaßnahmen sind überschätzt. Planen Sie daher rechtzeitig und setzen Sie sich mit den Standards der Barrierefreiheit auseinander. Kombinieren Sie soziale Nachhaltigkeit und Altersvorsorge mit privatem Komfort und einem modernen Interieur.